Moskau - Einen Tag nach der Entlassung der Regierung in der von Georgien abtrünnigen und von Russland als unabhängig anerkannten Region Südossetien hat das frühere Kriegsgebiet einen neuen russischen Ministerpräsidenten. Das Parlament in der südossetischen Hauptstadt Zchinwali bestätigte den Bauunternehmer Wadim Browzew, einen ehemaligen Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB aus der Ural-Stadt Tscheljabinsk, als Regierungschef, wie die Agentur Interfax am Mittwoch meldete. Der südossetische Präsident Eduard Kokojty hatte am Vortag Ministerpräsident Aslanbek Bulazew und dessen Kabinett entlassen.

Der 40-jährige Browzew war bisher Generaldirektor der in Tscheljabinsk ansässigen Baufirma "Wermikulit". Für seine Ernennung stimmten am Mittwoch 24 der insgesamt 27 südossetischen Abgeordneten, wie RIA Novosti von südossetischen Behörden erfuhr.

Unzufriedenheit

Der Grund für den Regierungswechsel kurz vor dem Jahrestag des Südkaukasuskrieges war laut Medien die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die nach dem Blutvergießen zwischen Russland und Georgien im August 2008 weiter in großer Armut lebt. Die russische Zeitung "Kommersant" brachte am Mittwoch die Abberufung von Bulazew mit dem jüngsten Besuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew in Südossetien in Verbindung.

Die südossetische Opposition wirft Kokojtys Behörden Korruption sowie Veruntreuung von russischen Hilfsgeldern vor. Die russische Agentur RIA Novosti berichtete dagegen, Bulazew sei aus Gesundheitsgründen zurückgetreten. Zusammen mit ihm wurde das gesamte Kabinett entlassen.

Südossetien strebt auf längere Sicht eine Vereinigung mit der russischen Teilrepublik Nordossetien an. Russland hatte Südossetien sowie das ebenfalls von Georgien abtrünnige Abchasien nach dem Krieg Ende August als unabhängige Staaten anerkannt. (APA/dpa/RIA)