"Ich bin dankbar, dass ich weiterleben durfte", sagt die Frau und schluckt. Nach der Vergewaltigung dachte sie zunächst: "Jetzt hast du das überlebt und stirbst vielleicht an Aids." Worte, die unter die Haut gehen. Das Erstaunliche: Die Betroffene sieht man nur vage von hinten.

Der WDR kommt bei seiner am Montag gezeigten Folge von Kriminalzeit über einen Serienmörder und -vergewaltiger, der 1987 Essen (Nordrhein-Westfalen) in Angst versetzte, ohne reißerische Nahaufnahme von Tatort und Opfer aus.

Dafür sorgt auch Joe Bausch, der durch die Sendung führt. Tatort-Fans ist er als Doktor Joseph Roth bekannt, als jener glatzköpfige Gerichtsmediziner, der das Kölner Team unterstützt. Im richtigen Leben ist Roth nicht nur Schauspieler, sondern auch Gefängnisarzt und somit einiges gewohnt. Wenn er in Kriminalzeit offenbar furchtbare Bilder geschundener Leichen sieht (die dem Zuschauer nicht gezeigt werden), schließt er kurz die Augen und sagt: "Als Arzt weiß ich, wie lange es dauert, bevor so was zustande kommt."

Da graut es einem mehr als bei manch inszenierter Messerstecherei, wo das Blut in Strömen fließt. In Roths Kriminalmuseum braucht man derlei Spezialeffekte nicht. Da breitet der Chef-Ermittler, als er über die harte Arbeit dieses Sommers spricht, seine Akten einfach am Gartentisch mit Rüschentischtuch aus. Es ist verstörend genug. (Birgit Baumann/DER STANDARD; Printausgabe, 5.8.2009)