Kiel - Die aktuelle Reiseanalyse-Trendstudie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) hat zwölf zentrale Trends der touristischen Nachfrage in Deutschland identifiziert. "Der deutsche Urlaubsreisemarkt hat einen Reifegrad erreicht, bei dem man zwar nicht von Marktsättigung sprechen kann, weil das Bedürfnis nach Reisen jedes Jahr neu entsteht und sich neue Ziele und Inhalte sucht, aber die Nachfrage hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf einem hohen Niveau stabilisiert", so Studienautor Martin Lohmann, der die Analyse zusammen mit Peter Aderhold erstellt hat. Die Tourismusbranche hat sich laut Lohmann dementsprechend darauf eingestellt und ihrerseits neue Impulse gesetzt und eine neue Struktur entwickelt, die diesen Bedürfnissen weitgehend entspricht.

Für die kommenden zehn Jahre wird die Dynamik laut Lohmann und Aderhold nicht in einer mengenmäßigen Ausweitung der touristischen Nachfrage liegen, sondern in einer sich langsam aber stetig vollziehenden Veränderung der Strukturen unter der Oberfläche, die sich in zwölf zentralen Trends widerspiegeln werden.

Gesellschaft verändert sich und damit das Reiseverhalten

So wird etwa der demographische Wandel - der Anteil der älteren Personen in der Bevölkerung nimmt stetig zu - zu einer langsamen aber stetigen Veränderung der Nachfragestruktur führen. Interessant ist, dass die Motive der deutschen Urlauber sich in den letzten 20 bis 30 Jahren wenig bis gar nicht verändert haben. So stehen weiterhin "Abstand zum Alltag gewinnen", "Entspannung" oder "frische Kraft sammeln" im Vordergrund. Verändert haben sich allerdings die Ansprüche, wie man seine Motive erfüllt sehen möchte. Die Urlauber wissen besser als früher, was sie wollen und können dies auch ausdrücken. Ein wesentliches Wachstumspotenzial macht die Studie bei Kurzurlauben aus, allerdings werden sich diese Potenziale erst bei einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Urlauber auf breiter Front realisieren.

Unter dem Themenschwerpunkt "Reiseziele: klare Positionen bei Großregionen, Spielraum für Länder" analysieren die Autoren, dass die Großregionen wie Mittelmeer und Deutschland ihre Bedeutung behalten werden. "Wilde, ruckartige Bewegungen bei den Zielgebieten der deutschen Touristen sind nicht zu erwarten", sagt Lohmann.

Informationssuche im Internet

Weiterhin viel Dynamik wird es im Bereich der Information für die Urlaubsreise geben. Hier wird das Internet weiter an Bedeutung zunehmen. Rund 80 Prozent der Personen mit Internetzugang werden in Zukunft Informationen über die Reise im Internet recherchieren, 60 Prozent werden im Internet buchen. "Die neuen Medien verdrängen aber nicht die alten Informationszweige, sie ergänzen sie. Die immer zahlreicher zur Verfügung stehenden Informationen führen allerdings zu einer potenziellen Überbelastung der Kunden", so Lohmann. Hier könnten sich Reisemittler als professionelle Helfer profilieren, egal ob im persönlichen Gespräch oder über das Internet. Weiterhin an erster Stelle bei der Informationsbeschaffung sind Informationen von Freunden und Bekannten.

Die Rolle des Reisebüros wird auf Kosten des Internets an Bedeutung verlieren und seine Funktion aus Sicht der Urlauber ändern müssen. Dennoch hat die kontinuierliche Ausweitung des Reisehorizonts in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Deutschen ihre Urlaubsreisen in zunehmendem Maß mit Hilfe der Profis, sprich Reiseveranstaltern und Reisebüros, organisieren.

Aktivitäten und Erleben sind gefragt

Als weiteren Trend haben Lohmann und Aderhold die zunehmende Differenzierung ausgemacht: "Es besteht die Tendenz, immer mehr in den Urlaub zu packen, also etwa im Ausruh-Urlaub auch Elemente von Aktivitäts- und Erlebnis-Urlaub zu erleben. Der Urlauber ist professioneller geworden, reagiert flexibler und nutzt die sich ihm bietenden Optionen genussvoll aus."

Die neueste Reiseanalyse-Trendstudie liefert auf Basis einer Datenreihe von fast 40 Jahren Reiseanalyse Aussagen über die langfristigen Trends der touristischen Nachfrage in Deutschland. Vor dem Hintergrund der empirischen Datenbasis der Reiseanalysen von 1972 bis 2009 mit jährlich über 7.500 Befragten - insgesamt also mehr als 300.000 persönlichen Interviews - werden in der Trendstudie Ober- und Untergrenzen der möglichen Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen bis zum Jahr 2020 aufgezeigt. (pte)