Palms Pre taucht wieder in iTunes auf.

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Eines der schlagenden Verkaufsargumente für Palms neues Smartphone Pre ist die Synchronisierung mit iTunes, Apples populärem Musik-Service. So tönte man jedenfalls vor dem Marktstart und zog sowohl die Aufmerksamkeit der Nutzer als auch die Apples auf sich. Dass diese Ankündigung in Cupertino, der Heimat Apples, nicht mit einem Jubeltanz aufgenommen werden würde, war jedem klar. Apple kündigte eher beiläufig an, dass ein iTunes-Update Player fremder Hersteller aussperren könnte und setzt das - wenig überraschend - kurz darauf auch um. Mit der neuen Firmware hat sich der Pre nun wieder in iTunes reingeschwindelt. Und jeder fragt sich, wie lange das nun so weitergehen soll.

Beschwerde gegen Apple

Palm hat beim USB Implementers Forum Beschwerde gegen Apples Vorgehen eingelegt. Dem iPhone- und iPod-Hersteller wird vorgeworfen den Wettbewerb zu behindern, indem es ausschließlich die eigenen Hardware-Produkte an iTunes koppelt. Ob Palm damit Erfolg haben wird, sei schwer vorherzusagen, meint Analyst Mike Abramsky von RBC Capital Markets gegenüber der New York Times. Es gebe keine Präzedenz-Fälle und letztendlich würden die Kunden in solchen Fällen entscheiden.

Pre tut wie ein iPhone

Die Synchronisierung zwischen iTunes und dem Pre funktioniert, indem sich der Player als iPhone oder iPod ausgibt. Palm ist der Meinung, dass Apple durch diese Hürde nur den Usern schade, die selbst entscheiden sollen, mit welchem Player sie die Musik von iTunes hören wollen. Auch andere Hersteller lassen ihren Player mit iTunes synchronisieren, doch der Pre sei das erste Gerät bei dem keine weiteren Zwischenschritte nötig seien, um eine Verbindung herzustellen, streicht NYT-Autorin Jenna Wortham heraus.

Tiefgehende Rivalität

Eigentlich könnte es Apple nur recht sein, die User-Zahlung seines Musik-Downloadservice zu erhöhen, was durch die Öffnung für andere Geräte wohl passieren würde. Doch das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Apple und Palm um die iTunes-Synchronisierung ist Teil einer größeren, tiefgehenden Rivalität. Palm-CEO Jon Rubinstein und Senior Vice President der Produktentwicklung, Mike Bell, sind beide Apple-Veteranen und waren am Erfolg des iPods beteiligt. Der Palm Pre wurde bereits vor dem Marktstart als einer der aussichtsreichsten Anwärter gehandelt, das iPhone vom Smartphone-Thron stoßen zu können. Wie viele Pres bereits verkauft wurden, verrät Palm nicht. J.P-Morgan-Analyst Paul Coster geht laut NYT von 180.000 Geräten in den ersten zwei Verkaufswochen aus. Seiner Schätzung zufolge werde Plan 2,5 Millionen Smartphones bis Endes des Fiskaljahrs (im Mai 2010) ausliefern.

Konsequenzen

Apples enge Integration von Hard- und Software gilt jedenfalls als einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg von iPod, iPhone, iTunes und App Store. Der Hersteller versucht damit die Kontrolle zu behalten und den Kunden ein optimales Nutzungserlebnis zu bieten. Und natürlich will man das geschlossene Geschäftsmodell schützen. Mit wachsendem Erfolg ruft dieses Verhalten jedoch die Regulatoren auf den Plan gerufen. Apple lässt nur autorisierte Anwendungen in den App Store und heimste vor kurzem einmal mehr Kritik diesbezüglich ein, als zwei Anwendungen von Google - Latitude und Voice - abgelehnt wurden. Die Aussperrung von Voice hat dazu geführt, dass sich nun die US-Telekomaufsichtsbehörde FCC damit beschäftigt und Google-Chef Eric Schmidt aus dem Aufsichtsrat von Apple ausgeschieden ist (der WebStandard berichtete).

Wie die Schachpartie zwischen Palm und Apple weitergeht, bleibt abzuwarten. Nun ist Apple wieder am Zug und dürfte recht wahrscheinlich mit dem nächsten iTunes-Update die Synchronisierung mit dem Pre wieder unterbinden. Wie lange Palm das mitmachen will und kann, bleibt ungewiss. (Birgit Riegler/ derStandard.at 4. August 2009)