Bild nicht mehr verfügbar.

Die beiden Journalistinnen Laura Ling (links) und Euna Lee (Zweite von rechts) kurz vor dem Heimflug.

Foto: REUTERS/Xinhua/Zhang Binyang

Bild nicht mehr verfügbar.

Offizielles Foto von der Begegnung in Pjöngjang, das vermutlich wegen Kims schlechten Gesundheitszustandes absichtlich unscharf veröffentlicht wurde.

Foto: Reuters

Bild nicht mehr verfügbar.

Mit den verurteilten Journalistinnen Euna Lee und Laura Ling (Foto von einer Demonstration in Seoul) wollte Bill Clinton nach seinem Treffen mit Kim Jong-il heimreisen.

Foto: AP Photo/Bullit Marquez, File

Bild nicht mehr verfügbar.

Der ehemalige US-Präsident und derzeitige Ehemann der US-Außenministerin, Bill Clinton, will sich für die Freilassung der beiden Journalistinnen einsetzen.

Foto: AP Photo/APTNAP

Bild nicht mehr verfügbar.

Vor Clinton hatte Ex-Präsident Jimmy Carter 1994 das Land besucht. US-Präsident war damals Bill Clinton.

Foto: REUTERS/Xinhua/Zhang Binyang

Ex-US-Präsident Bill Clinton am Dienstag in Pjöngjang Nordkoreas Machthaber Kim Jong-il. Der ließ als Geste die zwei inhaftierten US-Journalistinnen begnadigen.

*****

Pjöngjang/Peking - Der überraschende Blitzbesuch Bill Clintons in Pjöngjang wurde von Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA erstmals wie „Breaking News" behandelt. Auf ihren koreanischen und englischsprachigen Webseiten, die normalerweise nur Nachrichten des Vortages bringen, berichtete sie sofort nach der Landung des ehemaligen US-Präsidenten Dienstagmittag über die Sensation.

Und der Besuch von Clinton beim nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il war von Erfolg gekrönt: Nordkorea hat die zwei inhaftierte Journalistinnen, deretwegen Clinton nach Pjögjang gereist war, begnadigt, wie amtliche Medien des Landes am Dienstagabend meldeten. Staatschef Kim Jong Il habe die Freilassung der beiden Frauen noch während eines Besuchs von Clinton angeordnet. Der frühere US-Präsident war überraschend nach Pjöngjang gereist, um die Freilassung der Journalistinnen zu erwirken. Als erster hochrangiger US-Politiker seit neun Jahren traf er mit Staatschef Kim zusammen.

Die beiden Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee waren im März im Grenzgebiet zu China festgenommen und im Juni zu zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden, unter anderem wegen illegaler Einreise. Ling und Lee waren für Current TV im Einsatz, ein Fernsehangebot, das vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore mitgegründet wurde.

Clinton habe mit Kim Jong Il „ernsthafte Diskussionen" geführt, hieß es. Die Meldung, dass Clinton Kim eine mündliche Botschaft von US-Präsident Barack Obama überbrachte habe, wurde vom Weißen Haus postwendend dementiert.

Die Überraschung war umso perfekter, als die UN-Sanktionen gegen Nordkorea wegen seines jüngsten Atomversuchs gerade weltweit angelaufen sind (siehe Wissen). Noch nie war Diktator Kim Jong-il so isoliert. Offenbar haben die Sanktionen Wirkung gezeigt: Von der gestoppten Auslieferung seiner Luxusyacht aus einer Werft im italienischen Viareggio bis zum beschlagnahmten Lastwagentransport strategischer Metalle durch chinesische Grenzer reicht die Palette der Maßnahmen, die das isolierte Regime spürt.

Das war ihm offenbar Grund genug, seine Trumpfkarte auszuspielen und um die Abschiebung der beiden am 17. März wegen illegalen Grenzübertritts verhafteten und wegen „feindseliger Handlungen" zu zwölf Jahren Lagerhaft verurteilten US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee zu feilschen.
In Geheimgesprächen zwischen Washington und Nordkoreas UN-Vertretung über den so genannten New-York-Kanal wurde die Reise Bill Clintons vorbereitet, berichtete Yonghap.
Laut dem US-Sender ABC habe Clinton vor der Bekanntgabe der Begnadigung mit den beiden inhaftierten US-Journalistinnen sprechen können. Das Treffen sei „sehr emotional" verlaufen, berichtete der Sender unter Berufung auf ein Mitglied der Delegation Clintons.

Unklar war, welche Zusagen Bill Clinton mit Wissen und Billigung der Regierung Obama im Gegenzug für die Freilassung der Journalistinnen gemacht hatte. Chinesische Journalisten berichteten aus Pjöngjang, dass Clinton wie ein Staatsgast empfangen wurde. Clintons Frau, US-Außenministerin Hillary Clinton, habe die Hürden für eine Freilassung der Journalistinnen abgebaut, indem sie nicht etwa die „Aufhebung des Unrechts- und Terrorurteils" gefordert hatte, sondern an Nordkorea appellierte, eine „humanitäre Geste" zu zeigen.

Clintons Besuch könnte auch den Anstoß zu einer Rückkehr Pjöngjangs zu den Sechsparteien-Gesprächen über eine Atomabrüstung geben. Nordkorea will seit seinem Ausstieg nur noch bilateral mit den USA reden. (Johnny Erling/DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2009)