Tänzer und Solisten schützen bei der Wasser-"Aida" Neoprenanzüge. Dem Publikum wird Regenkleidung empfohlen. Denn gespielt wird auch, wenn's von oben nass kommt.

Foto: Bregenzer Festspiele / Kloch

Bregenz - Amneris hadert mit ihrem Schicksal - knietief im Wasser. Aidas Putzkittel ist triefend nass, und Amonasro, dem König von Äthiopien, steht das Wasser bis zum Hals. Wasser statt Wüstensand, der Gag der Aida-Inszenierung auf der Bregenzer Seebühne kommt beim Publikum gut an. Vorausgesetzt, es sitzt nicht selbst im Nassen. Das ist dann der Fall, wenn sich die Festspielleitung trotz Regens nicht zu einer Absage durchringen kann.

"Der bei weitem überwiegende Anteil unserer Gäste ist gerne gewillt, ein gewisses Wetterrisiko mitzutragen", heißt es in der "Information zum Spiel auf dem See". Und weil die Festivalbesucher so risikofreudig sind, bemühen sich die Festspiele, "die Vorstellung auch bei zweifelhafter Witterung auf der Seebühne abzuhalten". Deshalb empfiehlt man den Gästen auch warme, wetterfeste Kleidung. Schüttet es aus Kübeln, hält aber auch die nicht stand. Und dann gehen die Wogen hoch - auf der Tribüne. "Uns trifft der Zorn als Erste", seufzt eine Platzanweiserin, "die Leute fordern ihr Geld zurück, manche lautstark."

Geld zurück gibt es aber nur bei Absage oder wenn weniger als eine Stunde gespielt wird. Ab der 61. bis zur 90. Spielminute gilt: Wer teure Hauskarten hat, darf zur szenischen Aufführung ins Haus wechseln, Karten der Kategorien zwei bis fünf werden nicht rückerstattet. Wird erst nach 90 Minuten abgebrochen, gibt es keine Hausaufführung.

Zwei bis drei Indoor-Aufführungen gebe es pro Saison, sagt Michael Diem, Kaufmännischer Direktor. Abgesagt oder abgebrochen wird nur, "wenn Gefahr in Verzug ist, bei Wellen, Sturm, Starkregen", bei "leichtem Regen" spiele man. Manchmal aber auch, wie kürzlich, bei Regengüssen. Ob gespielt wird, entscheidet die Festspielleitung in letzter Minute, die Entscheidungsgrundlage liefern umliegende Wetterwarten. In einem Sommer wie diesem, wo sich das Wetter stündlich ändert, eine schwierige Sache. Am verregneten Abend hätten ihm drei Meteorologen Wetterbesserung versprochen, sagt Diem, "leider ist die nicht eingetroffen". "Zumutung", "Ignoranz gegenüber den Gästen", wetterte die Lokalzeitung Blättle. Wenn es um das liebe Geld gehe, lasse man das Publikum im Regen sitzen, kritisiert das sonst ausgesprochen festspielfreundliche Blatt.

Eine abgebrochene Aufführung kostet die Festspiele, so Diem, 300.000 bis 400.000 Euro. Dass aus Kostengründen bei jedem Wetter gespielt werde, verweist Diem ins Reich der Gerüchte. "Wir haben eine Schlechtwetterversicherung." Aber Diem verspricht Besserung: Man werde sich künftig wieder mehr auf die eigene Wahrnehmung als die Wettervorhersage verlassen. Aida wird bis 23. August noch 17-mal gespielt. (Jutta Berger, DER STANDARD/Printausgabe 4.8.2009)