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Um 17:00 hielten die Menschen in Warschau auf den Straßen inne, um des Aufstandes zu gedenken.

Foto: APA/EPA/Szymanski

Warschau - Mit bewegenden Gedenkfeiern haben tausende Polen am Samstag an den Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer vor 65 Jahren erinnert. "Unser größter Sieg steht hier und heute vor uns - die nächste Generation", sagte der 92-jährige Vorsitzende einer Vereinigung ehemaliger Widerstandskämpfer, Zbigniew Scibor-Rylski. Wegen Auseinandersetzungen mit den Sowjetmachthabern kamen die Widerstandskämpfer erst seit 1989 zu Ehren.

"Damals wollte ich bloß Rache, ich war voller Hass", sagte der 80-jährige Julian Kulski, der in den USA lebt und zu den Feierlichkeiten nach Warschau gekommen war. Noch heute bekomme er eine Gänsehaut, wenn jemand deutsch spreche. Der 18-jährige Tobiasz Berger sagte, die Kriegszeiten seien "lange vorbei". Aber er sei "wirklich stolz" auf seine Landsleute, die damals Widerstand geleistet hätten.

Kapitulation nach 63 Tagen

Bei dem am 1. August 1944 begonnenen Aufstand hatte die polnische Untergrundarmee AK (Armia Krajowa) zwei Monate lang erbittert versucht, die deutschen Besatzer zu vertreiben. 18.000 polnische Widerstandskämpfer, 17.000 Wehrmachtssoldaten und 200.000 Zivilisten wurden bei den Gefechten und Massakern getötet. Nach 63 Tagen, am 2. Oktober, musste die Untergrundarmee kapitulieren.

Im südlichen Stadtteil Mokotow, wo die Wehrmacht Ende September 1944 wieder die Kontrolle übernahm, spielte ein Militärorchester ein Lied der Widerstandsbewegung. Viele Teilnehmer der Gedenkfeiern trugen rot-weiße Armbinden in den Farben der polnischen Flagge. Rund 32.000 Aufständische kamen zu Kriegszeiten mit dem Leben davon, von ihnen starben die meisten an Krankheiten oder altersbedingt, nur rund 3.500 sind heute noch am Leben. Die meisten von ihnen waren 1944 jünger als 20 Jahre.

Nach dem Scheitern des Aufstandes wurden die verbliebenen 500.000 Einwohner damals aus Warschau vertrieben; die Stadt wurde auf Befehl Adolf Hitlers weitgehend zerstört. Der Aufstand richtete sich gegen die deutschen Besatzer und hatte zudem das Ziel, vor dem Einmarsch der Roten Armee eine polnische Führung in Warschau zu etablieren.

Polnische Historiker warfen Moskau später vor, tatenlos zugesehen zu haben, wie die Nazis den polnischen Widerstand niederschlugen. Zu Zeiten des Kommunismus wurde das Gedenken an den Warschauer Aufstand in Polen unterdrückt. Der "Geist und die moralische Stärke" des Aufstands seien jedoch in den 80er Jahren in der Solidarnosc-Bewegung wieder aufgelebt, sagte der frühere Warschauer Bürgermeister Marcin Swiecicki: "In diesem Sinn hat der Aufstand sein Ziel letztlich erreicht." (APA)