Berlin - Die Demoskopen von Emnid und Forsa gehen nicht davon aus, dass SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei der Wahl des Deutschen Bundestags eine ähnliche Aufholjagd wie einst Bundeskanzler Gerhard Schröder schaffen wird. Der hatte 2005 bei der Bundestagswahl 34,2 Prozent erreicht und in einem Schlussspurt 6,2 Prozentpunkte zugelegt. Diesen Spitzenwert könne Steinmeier kaum noch erreichen, sagte der Geschäftsführer des Forschungsinstituts TNS Emnid, Klaus-Peter Schöppner, der "Welt am Sonntag".

Einerseits fehle ein großes Gewinnerthema. Andererseits habe Steinmeier nicht die Spürnase für Themen wie Schröder, erklärte Schöppner. Steinmeier stelle seine Mannschaft in den Vordergrund und nicht sich selbst. Das wertet Schöppner als Zeichen: "Steinmeier fehlt die Aura. In dem Team sehe ich niemand, der den Trend gegen die SPD umzudrehen vermag."

Fehlender Schröder

Besonders gravierend findet Schöppner, dass lediglich ein Drittel der SPD-Anhänger glaubt, dass ihre Partei "auf Basis von bisher 24 bis 25 Prozent in den Umfragen noch ein gutes Ergebnis um die 30 Prozent erreichen kann".

Laut Forsa-Chef Manfred Güllner war das Motiv für unentschlossene Wähler, bei der letzten Bundestagswahl doch wieder SPD zu wählen, klar mit Gerhard Schröder verbunden. "Der fehlt aber heute." Zudem sei der SPD-Kanzler 2005 populärer als die Herausforderin Angela Merkel gewesen. "Jetzt ist es genau umgekehrt: Die CDU-Kanzlerin hat weitaus höhere Beliebtheitswerte als SPD-Kanzlerkandidat", sagte Güllner.

Darüber hinaus gebe es keine Wechselstimmung: Die Leute wollten Merkel als Kanzlerin behalten, sagte Güllner der Zeitung. Für Steinmeier werde es sehr schwer, wie Schröder 6,2 Prozentpunkte aufzuholen. "Bei Steinmeier wären drei Prozent schon viel."

Entscheidend könnte laut Güllner das Fernsehduell mit Merkel sein, das voraussichtlich am 13. September stattfindet. "Da müsste sie allerdings einen ganz schlechten und Steinmeier einen exzellenten Eindruck hinterlassen, um unentschlossene Wähler auf seine Seite zu ziehen", sagte Güllner. Bei Schröder sei 2005 das TV-Duell mit Merkel ausschlaggebend gewesen. Güllner zufolge konnte die SPD anschließend 2,5 Millionen Wähler für sich mobilisieren. (APA/AP)