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Wird beim Waschen mit niedrigen Temperaturen nur der Schmutz entfernt oder werden auch Bakterien abgetötet?

Foto: AP/Rajesh Kumar Singh

Porentief sauber soll die Wäsche sein - und in vielen Haushalten auch porentief keimfrei. Meldungen über die Waschmaschine als Verbreiterin krankmachender Keime gerieten in den vergangenen Jahren immer wieder in den Blickpunkt. Das zunehmende Interesse am Waschprozess geht mit dem veränderten Waschverhalten der letzten Jahre einher: Kochwäsche gibt es heute selten, Schnell- und Schonprogramme bei 30 oder 40 Grad nehmen zu. Niedrige Temperaturen drosseln den Energieverbrauch, sprich die Stromkosten. Aber ist dies schlecht für die Hygiene? Wird dabei nur der Schmutz entfernt oder werden auch Bakterien abgetötet?

Extra Hygienespüler?

Nicht zuletzt die Industrie hat dieses Geschäftsfeld für sich entdeckt und bringt Produkte auf den Markt, die den "keimfreien" Ansprüchen genügen. So propagieren diverse Unternehmen und einzelne Ärzte den Einsatz von eigenen Hygienespülern, die laut Hersteller etwa Scheidenpilze in Slips bereits bei 30 Grad Celsius abtöten. Viele Experten raten aber davon ab und sehen die Spezialprodukte als übertriebene Hygienemaßnahme. Auch das deutsche Verbrauchermagazin "Öko-Test" steht dem Einsatz von Hygienespülern kritisch gegenüber, da der darin enthaltene Wirkstoff einerseits Allergien auslösen kann, andererseits nicht wirksamer sei, als herkömmliche Waschprodukte.

Nicht alle Bakterien machen krank

"Keimfreies Waschen im Haushalt ist ohnehin nicht möglich", erklärt Chemiker Christian Mokricky von „die umweltberatung". Was bedrohlich klingen mag, ist aber halb so schlimm. Welche Bedeutung das Waschen im Vergleich zu anderen Wegen der Krankheitsübertragung genau hat, ist bis heute nicht genau geklärt. Die Gefahr, sich über die Wäsche mit einer Krankheit anzustecken, sei aber extrem gering, beruhigt Mokricky und schwächt damit Meldungen über die Verbreitung krankmachender Keime via Waschmaschine deutlich ab. Bakterien sind zwar ubiquitär, also praktisch überall nachweisbar, aber nur ein geringer Teil von ihnen sind Krankheitserreger.

Vorsicht bei Wäsche von kranken Personen

Aus Studien geht hervor, dass milde, bleichmittelfreie Waschmittel bei 30 bis 40 Grad die Keimbelastung kaum reduzieren. Wird ein bleichmittelhaltiges Vollwaschmittel verwendet, kann ein Großteil der Keime bereits im 30 °C-Waschgang abgetötet werden. Bleichmittel wirken unter anderem desinfizierend - können allerdings auch empfindliche Farben angreifen. Fein- und Buntwaschmittel enthalten meistens keine Bleichmittel, bei Vollwaschmitteln werden diese erst bei höheren Temperaturen (mehr als 40 Grad) voll wirksam.

Viele Ärzte und Hygieniker sehen die Lage aber pragmatisch und empfehlen kein anderes Waschverhalten, wenn alle Haushaltsmitglieder gesund sind. Eine 40-Grad-Wäche reiche auch in diesem Fall aus. Primär erfolgt eine Infektion mit Krankheitserregern durch Übertragung von Mensch zu Mensch, die Waschmaschine als Überträgerin spielt in Privathaushalten eine untergeordnete Rolle. "Was die Hygiene betrifft, ist Waschen bei 30 oder 40 Grad kein Problem", erklärt Mokricky. Befindet sich eine kranke Person, im Haushalt - beispielsweise mit Grippe oder Fußpilz - sollten ihre Kleidungsstücke gesondert und am besten bei 60 Grad gewaschen werden.

Keim-Brutstätten eingrenzen

Brutstätten für Keime können aber dennoch eingegrenzt werden: So sollte etwa das Flusensieb regelmäßig gereinigt und die Trommel gut ausgetrocknet werden, damit das Restwasser verdunsten kann. Der Gummifalz an der Trommeltür der Waschmaschine sollte ebenfalls regelmäßig geputzt werden, da sich sonst Schimmelpilz bilden kann. Empfehlenswert ist es auch, die Waschmaschine immer gleich auszuräumen, da ein feuchtes, warmes Klima die Vermehrung von Keimen fördert. "Am hygienischsten ist ein umgehendes Ausräumen und Aufhängen der nassen Wäsche, am besten in der Sonne, da die UV-Strahlung keimreduzierend ist", so Mokricky. (Ursula Schersch, derStandard.at, 13.08.2009)