Bild: Austrian Passivehouse Group

Die Olympischen Winterspiele 2010 finden in Kanada statt, genauer in den Städten Vancouver und Whistler in der westkanadischen Provinz British Columbia. Dieses sportliche Großereignis wollen mehrere Tiroler und Vorarlberger Firmen dazu nützen, den Markt für Passivhäuser in Nordamerika auszuloten. Das traditionelle "Österreich-Haus" dieser Spiele wird nämlich ein Passivhaus sein.

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"Wir arbeiten seit Anfang 2006, also seit der Schlusszeremonie von Olympia in Turin, an der Sache", erklärt Erich Reiner im Gespräch mit derStandard.at. Der Vorarlberger Unternehmer ist mit seinem Ingenieurbüro für Holzwirtschaft in Bezau Mitglied der "Austrian Passive House Group", in der sich fünf westösterreichische Firmen zusammengeschlossen haben.

Bild, v.l.: Martin Treberspurg (Architekt), Erich Reiner (Planung), Paulus Freisinger (Fa. Optiwin), Thomas Sohm (Sohm Holzbautechnik), Markus Regensburger (zweiraum Werbeagentur), Reinhard Weiss (Drexel und Weiss); Foto: APG/Dietmar Stiplovsek

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Die Gemeinde Whistler Village stellt einen Grund im Ortszentrum, unweit des Medaillen-Zeremonienplatzes, zur Verfügung. Dort wird von der kanadischen Partnerfirma der APG, Durfeld Log Construction, seit mehreren Wochen bereits emsig am Fundament gebaut.

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Das ist auch notwendig, denn das Haus ist bereits auf dem Weg nach Kanada. Nach vierwöchiger Vorfertigung wurden die Gebäudehülle sowie die gesamte Haustechnik kürzlich in sechs Container verladen und am 23. Juli mit einem Festakt feierlich verabschiedet.

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Zunächst ging es von Alberschwende per Lkw zum Güterbahnhof nach Wolfurt. Per Bahn werden die Container nach Hamburg transportiert, wo sie auf das Schiff verladen werden, das sie schließlich nach Montreal bringt. Das letzte Teilstück nach Whistler in der Provinz British Columbia wird dann wieder auf dem Landweg absolviert, Ende August dürfte das Passivhaus dort eintreffen.

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Anfang September beginnt die Vorarlberger Firma Sohm Holzbautechnik mit der Montage, unterstützt von der kanadischen Partnerfirma. "Das Interesse an den Passivhäusern in Kanada ist enorm, aber es fehlt noch an den ausführenden Firmen mit dem nötigen Know-how", erklärt Reiner. Das APG-Projekt wird als zweigeschossiger Holzbau in Holzmassivbauweise ausgeführt, verbaut werden dafür 120 Kubikmeter Holz aus heimischem Bestand. Das Obergeschoss ist ein schwebender Baukörper, die Nutzfläche des Gebäudes umfasst 260 Quadratmeter.

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Die offizielle Website des Österreich-Hauses in Kanada ging bereits online, die "physische" Eröffnung des Passivhauses wird am 10. Februar 2010 stattfinden - nur zwei Tage vor Beginn der Winterspiele. In deren Verlauf (bis 28. Februar) sowie während der anschließenden Paralympics (12.-21. März 2010) wird das Haus vom Österreichischen Olympischen Comité (ÖOC), dem ORF und der APG genutzt. Danach wird das Österreich-Haus - erstmals - nicht abgebaut, sondern am Standort stehen bleiben. Noch im März 2010 veranstaltet die APG nämlich gemeinsam mit der Außenwirtschaft Österreich (AWO) und dem Canada Green Building Council aus Vancouver ein österreichisch-kanadisches Wirtschaftsforum mit Kontaktbörse und Passivhaus-Fachtagung. Anschließend übernimmt die Stadt Whistler das Gebäude.

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Der Bau des Österreich-Hauses für die Olympischen Spiele soll Startschuss sein für das energieeffiziente Bauen in ganz Nordamerika. Schließlich gehen Europäer im Schnitt deutlich sparsamer mit Energie um als Nordamerikaner. „Der Verbrauch pro Kopf und Jahr liegt in Europa bei etwa 4.000 Watt, in Nordamerika bei rund 11.000 Watt", erklärt Reiner. "Das Österreich-Haus ist damit ein sehr gutes Beispiel, wie man effizient mit Energie umgehen und das Raumwärmeproblem lösen kann."

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Zur Austrian Passivehouse Group haben sich die drei Vorarlberger Unternehmen Sohm Holzbautechnik, Drexel und Weiss und das Ingenieurbüro DI Erich Reiner sowie die beiden Tiroler Firmen Optiwin und zweiraum Werbeagentur zusammengeschlossen. Die Gebäudehülle des Österreich-Hauses und die Außenanlagen fertigt die Alberschwender Holzbaufirma Sohm Holzbautechnik. Die Fenster stammen von der Tiroler Firma Optiwin, die gesamte Haustechnik von Drexel und Weiss in Wolfurt. Als Architekten fungieren Treberspurg & Partner. (map)