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Friedrich Dragon, viele Jahre an der Seite von Hans Dichand.

Foto: APA/Artinger

Wien - Nicht nur Hans Dichand selbst - auch seine Weggefährten werden älter: Am 2. August feiert Friedrich "Bibi" Dragon seinen 80. Geburtstag. 42 Jahre lang war er Dichands Schatten und Chefredakteur der "Kronen Zeitung", bis er im Jahr 2001 als 72-Jähriger beim greisen Zeitungszaren in Ungnade fiel. Im Streit schied Dragon aus der "Krone", wo Christoph Dichand ihn beerbte. Aber Dragon kehrte zurück: Anfang 2003 kam er als Vertreter des "Feindes", des deutschen Hälfteeigentümers WAZ, zurück in die Wiener Muthgasse.

Seele des "Krone"-Betriebs

Als Hans Dichand im Jahr 1958 im "Kurier" verkündete, er werde das Haus verlassen, um eine eigene Zeitung zu gründen, war Dragon der erste, der erklärte: "Ich gehe mit Dichand..." Gemeinsam machten sie die "Krone" zu Österreichs meistgelesener Zeitung. Dragon werkte als loyaler Blattmacher und leitete, wie er selbst sagte, vor Dichands 80. Geburtstag "mehr oder minder selbsttätig" die redaktionellen Belange des Blattes. "Dann, knapp vor seinem 80er, wollte er (Dichand) immer weniger aus der Hand geben. Mir ist das eigentlich unerklärlich", so Dragon später. Er galt als Seele des ganzen "Krone"-Betriebs und war neben Dichand der einzige, der im Haus etwas zu sagen hatte.

"In Dichands Begleitung befand sich stets Doktor Friedrich Dragon, mehr Realist, kein bisschen Fantast, der gesellschaftlich Wendigere, neben dem auch der eher scheue Hans Dichand an Sicherheit gewann", heißt es in Dichands Biografie "Im Vorhof der Macht". Als Dragon mit 65 in Pension gehen wollte, ließ Dichand seinen Blattmacher nicht ziehen und beschäftigte ihn als Konsulenten weiter. Im Wirtschaftsmagazin "trend" meinte Dichand einmal: "Die Wahrscheinlichkeit, dass Bibi Dragon und ich zusammen sterben, ist gering. Einer von uns wird überleben und weitermachen." Das war im Jahr 1997.

Aus dem Haus gejagt

Vier Jahre später kam es zum Zerwürfnis. "Verschwinde. Verschwinde. Du bist entlassen, verschwinde endlich." Mit diesen Worten soll der "Krone"-Chef seinen langjährigen Freund am 16. Juni 2001 aus dem Haus gejagt haben. Grund der Eskalation war ein Streit über einen "Krone"-Aufmacher. Der damals 80-jährige Dichand warf dem Gefährten vor, "eine Art geheime Redaktionskonferenz veranstaltet zu haben, um Dichand auszuschalten", berichtete Dragon später.

Der Bruch war nicht mehr zu kitten, in den folgenden Jahren sahen sich die ehemaligen Freunde hauptsächlich vor Gericht. Monate nach seinem Rauswurf machte Dragon seinem Ärger in einem Interview mit dem Branchenblatt "Extradienst" Luft. Kritik übte er dort nicht nur am "Krone"-Boss - "Einer, der sich einem Freund gegenüber so verhält, ist nicht wert, dass man sich mit ihm befasst" - sondern auch am "Wettstreit des Anbiederns" unter den "Krone"-Journalisten: "Einige Redakteure wissen ja nicht, was dem Herrn Dichand gerade gefällt. Daher übertreiben manche hemmungslos."

Schlammschlacht

Um seinem Widersacher Dichand eins auszuwischen, setzte der inzwischen verstorbene WAZ-Chef Erich Schumann Dragon im Jahr 2003 als Einzelprokurist des deutschen WAZ-Konzerns ein. Der Konflikt zwischen der Familie Dichand und Dragon, in dem es vor allem um gegenseitige Rufschädigung ging, schwelte weiter und vermischte sich mit Dichands jahrelanger Schlammschlacht mit dem Hälfteeigentümer WAZ. Einen von vielen Höhepunkten erreichte der Streit 2006 mit der Entlassung des von der WAZ bestellten Chefredakteurs Michael Kuhn durch Hans Dichand.

Erst im Juli 2007 kehrte der damals knapp 78-jährige Dragon Österreichs größter Tageszeitung endgültig den Rücken zu und trat seinen hart verdienten Ruhestand an. Seither frönt er seinem Lieblingshobby - dem Fischen -, kümmert sich um seine Enkel und schreibt an einem Buch über die "Krone". Friedrich Dragon wurde am 2. August 1929 in Krems geboren. Er studierte Anglizistik und Zeitungswissenschaften und war von 1959 bis 2001 Chefredakteur der "Kronen Zeitung". Ein rückblickendes Interview anlässlich seines 80-jährigen Jubiläums wollte Dragon nicht geben - es sei schließlich "kein Verdienst 80 Jahre alt zu werden", sagte er. (APA)