Linz - In einem Punkt ist die SPÖ unschlagbar: 62 Prozent der Wahlberechtigten trauen ihr zu, dass sie viel Stammkundschaft hat. Diese Einschätzung wird nicht nur von den eigenen Anhängern, sondern in ähnlich hohem Maße von erklärten Wählern der ÖVP und der Grünen getragen. Dass Wähler der Freiheitlichen der SPÖ die treue Stammwählerschaft absprechen, dürfte einen einfachen Grund haben: Viele Anhänger der FPÖ sind Wechselwähler, die früher einmal mehr oder weniger stark an eine der beiden heutigen Koalitionsparteien gebunden waren.

Das geht aus einer Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

Die ÖVP hat in vielen Punkten, die für erfolgreiche Unternehmen wichtig sind, ein deutlich schärferes Profil als die SPÖ: 25 Prozent attestieren den ÖVP-Funktionären eine sehr hohe Motivation, nur 17 Prozent tun das für die SPÖ, die zweite Note auf einer fünfstufigen Skala vergeben bei beiden Parteien 17 Prozent. In der Grafik sind jeweils die beiden positiven Werte addiert dargestellt.

Die ÖVP ist auch jene Partei, der die gesündeste finanzielle Basis zugetraut wird - 32 Prozent meinen, dass dies bei der ÖVP sehr gut gesichert ist, weitere 29 Prozent geben ein "gut" . Für die SPÖ lauten die Vergleichszahlen 18 und 26 Prozent.

Lob der eigenen Parteiführung

"In dieser Umfrage geht es nicht darum, ob eine Partei etwas politisch richtig oder falsch macht, sondern lediglich darum, ob sie den Wählern als gut aufgestellt erscheint" , erläutert Werner Beutelmeyer vom Linzer Market-Institut. Dabei zeigt sich etwa, dass der ÖVPdie aktivere Führung zugetraut wird. Auffällig im Konkurrenzkampf der beiden Koalitionspartner: "Die ÖVP-Wähler sind von der aktiven Rolle ihrer eigenen Parteiführung stärker überzeugt als die SPÖ-Wähler bei der ihren."

Auch was das Vertrauen in die Innovationskraft der eigenen Partei betrifft, wirken die Wähler der SPÖ geradezu verzagt, sagt der Meinungsforscher. Von der ÖVP wisse man eher, wofür sie steht, ihr Profil ist ähnlich stark ausgeprägt wie das der FPÖ.

In der Nachwuchsfrage gilt die ÖVP überhaupt als die best aufgestellte Partei: 48 Prozent meinen mehr oder weniger deutlich, dass in der ÖVP jederzeit jemand bereit wäre, die Führung zu übernehmen, wenn der derzeitige Parteichef ausfiele - bei allen anderen Parteien liegt der entsprechende Wert nur um die 30 Prozent.

Das hängt auch damit zusammen, dass der ÖVP mehr als allen anderen Parteien zugetraut wird, ausreichend Nachwuchskräfte zu haben - wobei gleichzeitig der ÖVP der höchste Respekt vor dem Rat älterer Funktionäre zugetraut wird. Für ein geschlossenes Bild der ÖVP spricht auch, dass ihr mehr noch als der FPÖund mit deutlichem Abstand vor der SPÖ zugetraut wird, dass wichtige Fragen ausdiskutiert und dann ohne Kritik an der Führung gemeinsam vertreten werden.

Der SPÖ gelinge es umgekehrt, eigenen Wählern ein traditionelles Bild zu vermitteln und gleichzeitig in wichtigen Punkten wie der Repräsentation von Frauen Flagge zu zeigen, sagt Beutelmeyer. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2009)