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In Tirol gibt es täglich mindestens zwei Einsätze rund um häusliche Gewalt.

Foto: APA-HERBERT PFARRHOFER

Innsbruck - In einem Viertel der Familien kommt häusliche Gewalt vor und jede vierte Frau ist Opfer von häuslicher Gewalt. Darauf wies Univ.-Prof. Johann Kinzl von der Universitätsklinik für Psychiatrie Innsbruck bei einer Pressekonferenz unter Berufung auf internationale und nationale Studien hin. Dabei steige die Häufigkeit bei angekündigter oder bereits erfolgter Trennung wie Scheidung bis zum Sechsfachen. Rund um das Tabuthema wurde am Freitag das "Interreg IV Projekt 'Diagnose: Gewalt!'" in Tirol und Südtirol vorgestellt.

"Jede vierte Frau im Alter von 16 bis 85 Jahren, die in einer Beziehung gelebt hat, berichtet vom Erleben mehrfacher körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt durch den männlichen (Ex-)Partner", lautet der Einführungssatz in der Projekt-Broschüre. Die Gewalt habe viele Gesichter wie körperliche, sexualisierte, psychische oder soziale.

Kreislauf

Als eine Art Kreislauf beschrieb die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Angela Federspiel, die häusliche Gewalt. In Phase 1 finde ein "Spannungsaufbau" statt, wobei die Frau versuche, auf jede Laune des Partners einzugehen. In Phase 2 komme es zur Gewalttat, worauf Phase 3 "Reue und Zuwendung" folge. Schließlich komme es erneut zu einem Spannungsaufbau.

70 Prozent der Frauen in Österreich würden über polizeiliche Maßnahmen in die Gewaltschutzzentren gebracht. In Tirol gebe es täglich mindestens zwei Einsätze rund um häusliche Gewalt vonseiten der Polizei, sagte Federspiel. Eine hohe Zahl an Kindern sei dabei direkt oder indirekt betroffen.

Testphase

Für das grenzüberschreitende Interreg IV-Projekt seien 250.000 Euro vonseiten der EU, des Landes Tirol und der Autonomen Provinz Bozen für zwei Jahre zur Verfügung gestellt worden. Broschüren als Leitfaden für ÄrztInnen und Pflegepersonal, "Vertraue dich an!"-Poster für Betroffene in Praxen und Ambulanzen, mehrsprachige Info-Cards sowie eine Homepage seien erstellt worden. Für vier Monate laufe nun eine Testphase, anschließend werde eine Befragung stattfinden. "Diagnose: Gewalt!" gelte als Vorzeigeprojekt für andere Bundesländer und Regionen. (APA)