Wifo-Ökonom: "Die Mitarbeiter müssen die Gehaltseinbußen für ein Mehr an Freizeit in Kauf nehmen."

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Wien - Der Ökonom Stephan Schulmeister sieht eine Verkürzung der Arbeitszeit als Rezept, um der Arbeitslosigkeit entgegenzutreten. Für diese Krise ist es zwar zu spät, eine kommende könnte aber dadurch abgeschwächt werden. Ein Hauptübel der Krise sei die hohe Arbeitslosigkeit. Als "eine prophylaktische Maßnahme, durch die künftig hohe Arbeitslosigkeit, die uns jetzt noch bevorsteht, verhindert werden kann", bezeichnet der Ökonom laut "Wirtschaftsblatt" (Donnerstagausgabe) seinen Vorschlag.

In der Praxis soll das so aussehen: Einerseits wird durch den technologischen Fortschritt Arbeitszeit frei, die künftig als Freizeit konsumiert werden soll. Andererseits schaffe der technologische Fortschritt steigende Produktivität, die neue Arbeitsplätze schaffen soll. Staat und Unternehmer bleiben außen vor, so der Ökonom: "Die Mitarbeiter müssen die Gehaltseinbußen für ein Mehr an Freizeit in Kauf nehmen."

Verkürzung der Wochenarbeitszeit

Gehe es nach Schulmeister, komme es konkret zu einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit durch variable Schichtmodelle, eine Anpassung der Arbeit an Produktionsschwankungen, einen Abbau von regelmäßig geleisteten Überstunden, Bildungskarenz, Job-Sharing oder eine Ausweitung der Gleitpension.

Sowohl WKÖ-Sozialexperte Rolf Gleißner als auch Ulrich Schuh vom Institut für Höhere Studien (IHS) bringen Schulmeisters Vorschlag wenig Begeisterung entgegen, heißt es in der Zeitung weiter: Als "Oberschichtenmodell, das Verdienern mit Mindestlohn wenig bringt", bezeichnet Schuh die Ideen Schulmeisters. Gleißner stellt die Finanzierbarkeit in Frage: "Die Idee ist nicht zu akzeptieren, weil es Einkommenszuwächse verhindert." Außerdem sei es im Bundesbudget nicht unterzubringen, so der WKÖ-Sozialexperte.

Weniger Wachstum

Weiters legt der Wifo-Ökonom Schulmeister in einem jüngst für die Arbeiterkammer Wien veröffentlichten Artikel dem "WirtschaftsBlatt" zufolge den Industriestaaten nahe, zugunsten der Entwicklungsländer "in den Ruhestand zu gehen", sich also mit weniger Wachstum begnügen sollten. (APA)