Das GNOME Disk Utility hält Einzug in GNOME 2.28

Screenshot: Andreas Proschofsky

Gleichzeitig mit dem Beginn der ersten Freeze-Phase - ab sofort darf API/ABI nur mehr mit Zustimmung des Release-Teams verändert werden - hat das GNOME-Projekt nun auch die Entscheidung über die Aufnahme neuer Komponenten in die nächste Generation der eigenen Software getroffen. Dabei gibt man sich dieses mal besonders offen: Beinahe alle der vorgeschlagenen Komponenten haben nun auch das offizielle "OK" für GNOME 2.28 bekommen.

Webkit

Damit hat es nun auch endlich ein Modul geschafft, dessen Aufnahme man in der Vergangenheit bereits zweimal abgelehnt hatte: Die Rendering-Engine Webkit, die ursprünglich aus der KDE-Welt stammend auch in Safari und Google Chrome zum Einsatz kommt, soll den Mozilla in dieser Aufgabe weitgehend ablösen. Die stärksten Änderungen ergeben sich dabei für den GNOME-Browser Epiphany, der bereits vollständig portiert wurde, aber auch andere Komponenten sollen noch auf Webkit wechseln. In der Vergangenheit hatte man die Aufnahme vor allem wegen Bedenken in Hinblick auf die Barrierefreiheit abgelehnt, hier hat das Webkit-GTK+-Team aber mittlerweile deutlich nachgebessert.

Bluetooth

Einen weiteren Neuzugang stellt eine Komponente dar, die schon bislang in zahlreichen Distributionen ausgeliefert wird: GNOME Bluetooth findet nun aber nach einem größeren Rewrite offizielle Aufnahme in das Desktop-Set. Noch etwas jünger ist das GNOME Disk Utility, ein Tool das sich um allerlei Festplattenfragen kümmert.

Format

So warnt es etwa über eventuelle Hardware-Probleme mit einer eingebauten Harddisk, zusätzlich gibt es dem GNOME aber auch endlich ein simples Tool zum Formatieren von Datenträgern an die Hand. Dabei kann es selbst mit Verschlüsselung umgehen und die SMART-Informationen einer Platte darstellen. Als Basis für das neue Tool - das in Fedora 11 eine Art Vorab-Premiere gegeben hat - dient Devicekit-Disks, also eines jener Tools, die nach und nach den Hardwareabstraktionslayer HAL ablösen sollen. Ein Schritt der nun ebenfalls für GNOME 2.28 abgesegnet wurde.

Nutzung

Mit der libgdata wird eine Bibliothek als externe Abhängigkeit zugelassen, die die Anbindung an diverse Google-Services erlaubt, derzeit wird dies allerdings erst vom Video-Player Totem genutzt. Vor allem eine strategische Entscheidung ist hingegen die Aufnahme der Javascript-Bibliothek libseed, will man damit doch signalisieren, dass Javascript künftig eine wichtigere Rolle im GNOME-Umfeld spielen soll. So wird etwa das neue GNOME 3.0-Interface, die GNOME Shell, starken Gebrauch davon machen.

Überlappungen

Die konkrete Entscheidung ist allerdings etwas delikat, denn die GNOME Shell setzt eigentlich auf gjs, eine Alternative zur libseed. Während die libseed den JavascriptCore von Webkit verwendet, setzt gjs auf die entsprechende Engine von Mozilla. Hier hofft man für die Zukunft noch auf eine verstärkte Zusammenarbeit, so ist etwa eine Abstraktionsebene in Form von gnome-js-common im Gespräch.

Ortsabhängig

Voraussichtlich ebenfalls mit dabei ist die libchamplain, eine Bibliothek zur Geolokalisierung, die unter anderem im Instant Messenger Empathy ihre Anwendung finden soll. Hier hat man allerdings noch eine Bedingung gestellt, die libchamplain muss noch auf die aktuelle Entwicklungsserie der 3D-Bibliothek Clutter portiert werden - bislang nutzt man hier noch die veraltete 0.8-Reihe.

Zeitplan

GNOME 2.28 soll nach den aktuellen Plänen am 21. September veröffentlicht werden und die letzte Release der 2.x-Reihe werden. Für Frühjahr steht dann schon GNOME 3.0 an - so sich denn hier nicht noch eine weitere Verzögerung ergibt. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 23.07.2009)