Frank Maier züchtet Urinkristalle - hier mit Goldüberzug: "Pippi mus mal Pipi".

Foto: Lisi Hämmerle

"Gewitter am Bodensee" könnte die Arbeit von Andreas Geisselhardt heißen. Der Künstler hat ein Mini-Bassin mit der Silhouette des Sees gebastelt. Die eintauchenden Kabelspitzen sorgen für den Blitz. Allein, es fehlt der Donner.

Spannungsgeladen, aber auch produktiv ist nach eigener Definition auch das Verhältnis von Rainer Ganahl zu seinen Studenten. Ganahl, der in seiner Fotoserie Seminars/Lectures ein Porträt der Wissensgesellschaft zeichnete, unterrichtet heute selbst. Gemeinsam mit seinen Studenten von der Stuttgarter Akademie hat er in der Bregenzer Galerie Lisi Hämmerle die Ausstellung "Krautschneider" gestaltet: So nannte man die Vorarlberger Hilfsarbeiter, die sich in Schwaben als landwirtschaftliche Hilfskräfte verdingten.

Auch Ganahl zog einst als "Fremdarbeiter" in die Ferne - freilich mehr aus kultureller Wissbegier denn aus wirtschaftlicher Not. Als Zeichen seines Transfers zu den "Krauts" steuert er nun ein Happel in Porzellan, eines in Bronze bei. Frank Maier züchtet Urinkristalle und kombiniert in "Pippi muss mal Pipi" generell gern das Un- mit dem Angepassten - etwa Äbte mit Animierdamen.

Katharina Kern fand ein Zeitungsfoto des deutschen Altkanzlers Kurt Georg Kiesinger "mit seinem Wulli". Der Wollgeist des Hirtenhunds schwebt nun am Nylonfaden. Und dann ist da noch Daniel Herleth: Seine markante goldene Zahnfüllung ist schon heute zu erwerben, auf die Lieferung des Ensembles (mit komplettem Künstlerschädel) muss man sich allerdings noch gedulden. Verrückt, gut und eine angenehm uneinheitliche Schau. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.7.2009)