Jerusalem - Israels Außenminister Avigdor Lieberman hat gegen den Willen der professionellen Diplomaten in seinem Amt beschlossen, das Foto des seinerzeitigen Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin al Husseini, bei einem Treffen mit Hitler 1941 in Berlin an alle israelischen Botschaften im Ausland zu verschicken. Damals habe der Mufti mit Hitler abgesprochen, dass die Nazis nach der Eroberung Palästinas das Land von den Juden "säubern" würden.

Lieberman wolle mit dem Bild US-Präsident Barack Obama in Verlegenheit bringen, weil dieser von Israel verlangt, die Bautätigkeit auch in Ostjerusalem zu stoppen. "Der Minister will, dass alle Welt die Tatsachen wissen sollte", bestätigte Sivan Raviv, die Sprecherin Liebermans, einen entsprechenden Bericht einer israelischen Zeitung.

Muftis Flucht nach Deutschland

Husseini hatte den Hass der arabischen Bevölkerung auf zugewanderte Juden und auf die britische Mandatsmacht in Palästina geschürt. 1936 stand er an der Spitze einer Revolte, die die Briten erst 1939 definitiv niederschlagen konnten. Unmittelbare Folge des Aufstands war ein Einwanderungsstopp für Juden aus Europa. 1941 flüchtete der Großmufti nach Deutschland und stellte sich Hitler zur Verfügung. In Kroatien gab er seine Zustimmung zur Aufstellung einer bosniakisch-muslimischen SS-Division aus 12.000 Freiwilligen mit dem Namen "Handschar" (Krummdolch). 1945 verschwand er aus Berlin, um 1948 im Exil in Kairo eine "arabische Regierung Palästinas" zu gründen.

Israelische Diplomaten halten nach Zeitungsberichten die von Lieberman angeordnete Verbreitung des Bildes für ein "Eigentor". Es erwecke den Eindruck, als drücke sich Israel um die echte Problematik der Siedlungspolitik und des Status von Jerusalem. (APA)