"Keine andere österreichische Mannschaft schafft es innerhalb von acht Tagen, mehr als 80.000 Fans in die Stadien zu locken", verkündete Rapid-Trainer Peter Pacult stolz vor versammelter Presse, die ebenso wie das Publikum zahlreich zum 110-Jahre-Rapid-Jubiläumsspiel gegen den FC Liverpool erschienen war...

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Der Andrang zum Ernst Happel-Stadion war enorm, schließlich war das Oval bis unter das Dach mit Fans gefüllt. 50.000 "Schaulustige" ließen sich den Leckerbissen zwischen Rapid und Englands Rekordmeister nicht entgehen und scheuten auch vor ewig langen Warteschlangen nicht zurück...

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Die Exekutive verbrachte einen gemütlichen Sommerabend bei lauen Temperaturen...

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Im Happel drehten vor Spielbeginn noch schnell die Legenden ihre Runden. Mittels VW-Cabrio-Konvoi wurden sie durchs Stadion chauffiert...

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Den Sinn des Lebens haben die Fans der Hütteldorfer natürlich längst erkannt: "110 Jahre unser Sinn des Lebens", war als Botschaft unübersehbar vor dem Fansektor zu lesen...

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Das bisher einzige Duell der beiden Arbeiterklubs fand übrigens im Rahmen der Großbritannienreise Rapids am 25. Jänner 1933 statt. Die Grün-Weißen gingen damals durch ein Tor von Johann Luef in der 10. Minute in Führung, Luef war es auch, der den Halbzeitstand von 2:2 besorgte, doch da die sonst torgefährlichen Stürmer Binder und Bican nicht knipsten, gewann Liverpool schließlich 5:2. Vier Tage zuvor feierte Rapid gegen den schottischen Meister Glasgow Rangers vor 67.000 Zuschauern ein achtbares 3:3. Der "Sunday Graphic" schrieb damals "vom schönsten Spiel, das man in Schottland seit Jahren gesehen hat" und die "Sunday Mail" resümierte, dass "die Wiener klassischen englischen Fußball in höchster Vollendung" praktiziert hätten...

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76 Jahre später sah die Welt freilich etwas anders aus: Andreas Dober (li) und Co gingen zwar mit großem Einsatz zu Werke, Englands Rekordmeister hielt sich jedoch vornehm zurück, agierte abgesehen von ganz wenigen Genieblitzen eher glück-, ideen- und harmlos. Kein Wunder befanden sich doch die Reds eher am Anfang ihrer Vorbereitung...

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Die Feierlaune auf den Rängen konnte durch den nicht in Bestform erschienenen und nicht in Bestbesetzung aufgelaufenen Gegner nicht im geringsten getrübt werden...

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Leicht getrübt allerdings war die Sicht nach einer bengalischen Feuerorgie...

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Rapid bestimmte das Spiel von Beginn an und die optische Überlegenheit hätte beinahe schon nach wenigen Minuten zur Führung geführt, als Erwin Hoffer (re) nach glänzendem Lochpass eiskalt einschoss, doch der Treffer zählte nicht. Der Schiedsrichter-Assistent hatte die Fahne oben, Abseits, eine Millimeter-Entscheidung...

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So musste sich das Publikum bis zur 58. Minute gedulden, ehe Reds-Keeper Diego Cavalieri (Bild) das Runde passieren lassen musste. Hofmann zirkelte einen Freistoß zum Tor und der Ball landete tatsächlich in den Maschen.

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Jetzt ging so richtig die Post ab, sowohl am Rasen als auch auf den Tribünen, auch die Welle rollte durchs Happel...

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Nach dem Spiel sah man rundherum nur zufriedene Rapidgesichter. Andreas Dober (2. v.li) allerdings machte klar, wo es langgeht: "Wir sind alle überglücklich, dass wir gegen Liverpool gewonnen haben, aber wir müssen auch in Albanien voll konzentriert in das Match gehen. Wir wollen gewinnen, aber wir dürfen uns nicht zu sicher sein, sonst erwartet uns dort eine ordentliche Watschn. Das Match beginnt wieder bei null. Wir wollen natürlich in die Gruppenphase der Euro-League und wir werden unser bestes geben, dass wir die zwei Qualifikationsrunden überstehen."

Und Erwin Hoffer gab zwar keine Auskunft über seine Wechselabsichten, dafür aber kleine Einblicke in die Fußballer-Psyche: "Man muss vor allen Mannschaften Respekt haben und man darf einfach nicht überlegen, gegen wen man spielt. Jetzt müssen wir uns auf uns selbst und die Meisterschaft konzentrieren und Punkte sammeln, damit wir unser Ziel erreichen."

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"We brought the lad from sunny Spain, he gets the ball, he scores again", lautet eine von Fans komponierte Hymne für Reds-Starstürmer Fernando Torres, der nicht zum Einsatz kam und ziemlich knapp kommentierte: "Wir trainieren hart und müssen uns noch deutlich verbessern, denn wir wollen die Meisterschaft gewinnen. Wir werden sehen, ob uns das gelingt, aber wir haben ein klares Ziel."

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Liverpool-Urgestein Steve Gerrard ("Steve Gerrard, Gerrard, can blast it from 40 yard, he's big and he's f... hard, Steve Gerrard, Gerrard.") war nicht sonderlich gesprächig...

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...Dafür signierte der Liverpool-Kapitän so manche Eintrittskarte...

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Auch Rapid-Kapitän Steffen Hofmann ließ sich nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen: "Man freut sich natürlich immer, wenn man Tore schießt und gegen Liverpool schieße ich wahrscheinlich nicht mehr so oft ein Tor, dehalb ist es schon etwas Besonderes. Aber wir müssen das Spiel richtig einschätzen, das war Liverpool, aber sicher nicht das Liverpool, das es in ein, zwei Monaten sein wird, wenn es bei ihnen voll los geht mit der Champions League. Aber nichtsdestotrotz müssen wir auf das Ergebnis stolz sein und uns auch freuen. Wir haben eine sehr gute Woche hinter uns, wir haben gegen Schalke gespielt, da hätten wir nicht verlieren dürfen. Wir haben gegen die Albaner 5:0 gewonnen und 1:0 gegen den FC Liverpool. Aber unsere entscheidenden Spiele kommen jetzt erst am Donnerstag in Albanien und am Sonntag in Mattersburg."

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Und dann rauschten die Roten mit hängenden Köpfen ab, das Thema Wien war erledigt, nun standen Thailand und Singapur am Programm. (hon)

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