Kaltenbrunner wartet im Basislager auf eine günstige Prognose von Karl Gabl, auf ein zwei- bis dreitägiges Schönwetter-fenster.

Standard: Jeder vierte Bergsteiger, der den K2 angegangen ist, hat dabei sein Leben gelassen. Was macht ihn so gefährlich?

Kaltenbrunner: So wie ich gehe, also ohne künstlichen Sauerstoff, kann ihn allein schon seine Höhe problematisch machen. Und es kommen technische Schwierigkeiten an vielen Stellen dazu. Vom Einstieg auf 5100 Metern weg gibt's viel kombinierte Kletterei, viel Steilheit. Und die Lawinengefahr ist sehr groß.

Standard: Sie sind vor fünf Wochen angereist, haben sich gut akklimatisiert. Wie müsste eine Prognose von Karl Gabl aussehen, damit Sie einen Gipfelversuch starten?

Kaltenbrunner: Wir brauchen ein längeres Schönwetterfenster, also zwei, lieber drei richtig schöne Tage. Das gibt's am K2 leider nicht sehr oft. Aber wir stehen nicht unter Zeitdruck.

Standard: Wie lange können und würden Sie im Basislager auf gute Bedingungen warten?

Kaltenbrunner: Ich habe mir das Datum für den Rückflug offengelassen. Die Saison im Karakorum dauert bis Mitte August, so lange hätten wir Zeit. Man braucht eine gute Taktik und natürlich auch Glück, um gut hinauf- und wieder gut hinunterzukommen. Wir bewahren die Ruhe. Es wird klappen.

Standard: Sie waren 2007 schon am K2, mussten damals umdrehen. Was war das Problem?

Kaltenbrunner: Damals hatten wir weniger Zeit und nur eineinhalb Tage schönes Wetter. Also wollten wir vom Basislager ohne Zwischenstation zum Gipfel. Aber ab 7500 Meter hatte es zu viel Schnee, das hat Zeit gekostet, wir wären zu spät dran gewesen. Ich erinnere mich trotzdem gerne daran zurück.

Standard: Wieso das?

Kaltenbrunner: Der K2 ist der Berg der Berge, einfach wunderschön. Alleine seine Form. Er ist die Verkörperung des richtigen Bergs. Jedes kleine Kind, das einen Berg zeichnet, zeichnet automatisch den K2. 1994, als ich am Broad Peak war, habe ich den K2 zum ersten Mal gesehen. Seitdem träume ich ab und zu von ihm. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Monatg, 20. Juli 2009)