Testphase Rückentraining

Foto: TU Wien

Wien - Als "durchaus positiv" bezeichneten Wissenschafter um Thomas Angeli von der Technischen Universität (TU) Wien den testweisen Einsatz eines neuen Trainingsgeräts während des russischen Simulations-Experiments "Mars 500". Um einen Mars-Flug zu simulieren, hatten im Zuge des Experiments sechs Personen 105 Tage abgeschottet von der Welt in einem Container-Komplex im Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP) gelebt.

Mit ihrem Gerät wollen die Wiener Wissenschafter über aktives und passives Muskeltraining Muskel- und Knochenschwund bei Raumflügen vorbeugen bzw. mildern - eines der Hauptprobleme bei Langzeit-Raumflügen. Österreichische Mediziner und Wissenschafter arbeiten schon seit vielen Jahren vor allem mit russischen Kollegen an Lösungen. Nicht zuletzt wurden für die Mission "Austromir", im Zuge derer der erste und bisher einzige Österreicher im All war, mehrere medizinische Projekte abgewickelt.

Das Trainingsgerät

Die Herausforderungen waren laut den Wissenschaftern vielfältig. Das nun getestete "Multifunktionelles Dynamometer" (MDS) musste für einen potenziellen Raumflug sehr leicht sein, aber doch möglichst viele Muskelgruppen trainieren. "Das Gerät verfügt über Stand- bzw. Sitzvorrichtungen und eine Zugstange aus Carbon, mit der sich viele Muskelgruppen trainieren lassen", berichteten die Entwickler.

Das Besondere an dem TU-Trainingsgerät ist, dass neben dem täglichen Training auch Ausdauer- und Kraftdiagnostik durchgeführt werden kann. Dadurch kann ermittelt werden, in welcher Intensität sich das Training auf die Muskelkraft der Testpersonen auswirkt. "Unser Ziel war es, ein effektives und zeitsparendes Training zu ermöglichen, um somit auch den Tagesablauf eines Astronauten zu optimieren", so Angeli.

Feedback

"Das Feedback der Crewmitglieder der Mars 500-Testumgebung war durchwegs positiv", so die TU-Wissenschafter weiter. Sie hatten die Pseudo-Kosmonauten vor Ort eingeschult. Das IBMP schätze das Trainingsgerät als bestens geeignet für den Einsatz auf der Raumstation ISS ein. Nach der noch ausständigen "Space-Zertifizierung" könnte in einigen Jahren auf der ISS damit trainiert werden. Vorerst soll das MDS bei Parabel-Flügen getestet werden, bei denen in Flugzeugen kurzfristig Schwerelosigkeit entsteht. Das Gerät muss dabei eine Belastung von bis zu 9 G aushalten.

Hintergrund

Bei dem Isolationsprojekt standen den sechs Astronauten in der "Weltraumkapsel" gerade einmal vier zylinderförmige Module zur Verfügung: Im Wohnbereich gab es neben den Schlafkojen ein Gemeinschaftszimmer, eine Küche und ein Bad. Hinzu kamen ein eigenes Medizin-Modul, ein Lager- und Sportraum sowie ein weiterer Container, mit dem eine Landung auf dem Mars simuliert werden sollte. Wegen des Platzmangels war auch die Nahrung strikt kalkuliert; die einzig frische Kost kam aus einem kleinen Gewächshaus.

Das Projekt wird nun detailliert ausgewertet, erste Ergebnisse erwartet man bereits in zwei Wochen. Im Frühjahr 2010 wollen ESA und IBMP ihrem Projekt einer bemannten Mars-Mission noch näher kommen: Dann nämlich soll eine andere Crew ein Isolationsexperiment von 520 Tagen beginnen - das entspräche einem Hin- und Rückflug zum Mars einschließlich 30 Tagen Aufenthalt. (APA/red)