Im Vorfeld des am 22. Juli fälligen Fortschrittsberichts der EU-Kommission zur Korruptionsbekämpfung in Rumänien stellt eine Studie dem Land ein niederschmetterndes Zeugnis aus: Die Kultur der Korruption sei allgegenwärtig, die Antikorruptionsmaßnahmen seien ineffizient, und die Mediendiskurse festigten noch die Toleranz für Korruption - so die Ergebnisse der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Umfrage, die die Korruptionswahrnehmung in sieben Ländern vergleicht. Die Studie bestätigt auch die Ereignisse um die Jugend- und Sportministerin Monica Iacob-Ridzi, die am Montag zurücktreten musste, nachdem bekannt wurde, dass Belege für Gelder, die in die Jugendtag-Festlichkeiten am 2. Mai geflossen waren, für viel höhere Summen als die ausbezahlten ausgestellt wurden.

Laut Studienkoordinator Angelos Giannakopoulos ist Rumänien ein "besonderes Beispiel" , da man hier von einer Kultur der Korruption sprechen kann, die tief in den moralischen, konzeptuellen und praktischen Einstellungen verwurzelt sei. Die Bevölkerung akzeptiere Korruption als normale Problemlösungsstrategie. Man lebe mit der Vorstellung einer "mafiösen Verschwörung" , die über dem Gesetz stehe und alle Gesellschaftsschichten durchdringe, von der Politik und Polizei über die Justiz- und Verwaltung bis hin zu Geschäftsleuten, Medien und NGOs.

Rumänien wird dabei als "ein korruptes Land ohne korrupte Menschen" beschrieben, da es bisher kaum Verurteilungen gibt. Die Justiz wird als "einer der strukturellen Gründe dieses Phänomens" gesehen. Da niemand an der Spitze bestraft wird, ist Korruption zu einem "Nationalsport" geworden. Die Studie wurde zwischen 2006 und 2009 in Deutschland, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Großbritannien und der Türkei durchgeführt. (Laura Balomiri aus Sibiu/DER STANDARD, Printausgabe, 16.7.2009)