Chefin seit 2003: Elisabeth Menasse-Wiesbauer.

Fotos: Zoom

Zuletzt war im Zoom eine Ausstellung über den Tod zu sehen: "Dieses Thema beschäftigt die Kinder" , so Menasse-Wiesbauer.

 

 

Fotos: Zoom

Sie befürchtet starke Besucherrückgänge durch den Gratiseintritt bei den Bundesmuseen.


Wien - Kinder, wie die Zeit vergeht: Vor nun 17 Jahren, 1992, regte die Kunsthistorikerin Claudia Haas an, in Wien ein Kindermuseum nach US-Vorbild zu gründen. Damals gab es noch kein Museumsquartier, nur hochfliegende Pläne für die ehemaligen Hofstallungen.

Um dieses aber als künftiges Kulturzentrum zu definieren, durften sich diverse Initiativen, darunter das Architekturzentrum, ansiedeln. Die Errichtungsgesellschaft erklärte sich daher auch bereit, für ein Kindermuseum rund 600 Quadratmeter im Fischer-von-Erlach-Trakt zur Verfügung zu stellen. Im Frühjahr 1993 wurde ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, die Eröffnung fand im November 1994 statt: Mit der Ausstellung Treffpunkt Picasso.

Das Zoom ist also fast 15 Jahre in Betrieb. Grund genug für Direktorin Elisabeth Menasse-Wiesbauer, am 21. Juli ein Fest zu feiern. Und Rückschau zu halten. Denn der Erfolg der neuartigen Einrichtung (die Besucherzahlen stiegen zwischen 1994 und 1998 von 15.700 auf 54.000) machte bald eine Erweiterung notwendig.

Im Zuge der MQ-Realisierung erhielt das Zoom rund drei Mal so große Räumlichkeiten im Altbautrakt beim Fürstenhof, der zum Kinderkulturbereich wurde: Dort befinden sich auch der Dschungel, das Theaterhaus für junge Menschen, und die Kinderinfo. Die Folge der Neueröffnung im Herbst 2001 war eine schlagartige Verdoppelung der Besucher: von 54.190 auf 110.351.

Seit 2003 leitet Elisabeth Menasse-Wiesbauer das Zoom. Die Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter hatte bereits in den 1980er-Jahren die Gründung eines Kindermuseums vorgeschlagen, war aber allerorts auf Unverständnis gestoßen, wie sie im Gespräch mit dem Standard erzählt: "Man dachte, ich will ein Spielzeugmuseum." Da die Psychologin Forschungsprojekte zum Thema Kindermuseum realisiert hatte, war sie eine fast logische Nachfolgerin für Claudia Haas, die nun als Museumsberaterin tätig ist.

Menasse-Wiesbauer konnte die Besucherzahlen halten, die Ausstellungen bekommen von Fachleuten beste Bewertungen. Und trotzdem droht Unheil. "Das Zoom hatte eine Vorreiterrolle - und jetzt droht es unter die Räder zu kommen. Das 15. Jahr könnte, wenn nichts geschieht, das letzte sein."

Denn Kulturministerin Claudia Schmied setzt eine alte SPÖ-Forderung um: den Gratiseintritt in die Bundesmuseen - zumindest für alle bis zum 19. Lebensjahr. Das Kindermuseum ist allerdings keine staatliche Einrichtung, sondern ein von der Stadt Wien dominierter Verein. Menasse-Wiesbauer befürchtet daher, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein:"Die Bundesmuseen haben jetzt auch schon gute Programme für Kinder."

Sie möchte daher im Kindermuseum den Nulltarif für den Ausstellungsbesuch einführen - und fordert eine Subventionserhöhung von 300.000 Euro. Denn so hoch seien die Einnahmen durch den Kartenverkauf. (Die Subvention der Stadt Wien betrug im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Euro.)

Keine Schwellenängste

Die Direktorin führt ins Treffen, dass die niederschwelligen Angebote auch Kinder aus bildungsfernen Schichten ansprechen würden. "Sie tragen dazu bei, ein positives Verhältnis zur Institution Museum zu entwickeln." Wichtig sei ihr, sagt Menasse-Wiesbauer, dass sich die Programme gezielt mit neuen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. So gab es zwar keine explizite Ausstellung zum Problemfeld Integration, das Thema fließe aber immer wieder ein, zuletzt in der Ausstellung Erzähl mir was vom Tod, die bis Ende Juni lief.

Der bewährte Mix aus welthaltigen, ernsten und leichten Themen soll, so Menasse-Wiesbauer, beibehalten werden: Die nächsten Ausstellungen widmen sich den Themen Fliegen (im Herbst), Wasser und "Financial Literacy" , ab 2011 stehen Zauberei, verantwortungsvolles Konsumieren und Ferien auf dem Programm. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.7.2009)