Der denkmalgeschützte Bau aus den Zwanzigern wird Spielort für zeitgenössische Künstler.

Wien - Gegenüber der Wiener Secession wird ab sofort ein Glücksspielkonzern "stellvertretend für die Stadt kulturinteressierte Besucher aus aller Welt empfangen" - so fasst jedenfalls Novomatic-Generaldirektor Franz Wohlfahrt die Beweggründe des Konzerns, das ehemalige Verkehrsbüro in der Friedrichstraße 2 zum Kulturforum umzubauen, zusammen.

Gut zwei Jahre lang wurde das Jugendstil-Art-déco-Haus auf der Verkehrsinsel beim Naschmarkt renoviert. Morgen, Mittwoch, wird der Bau feierlich eröffnet. Tags darauf gibt es dort dann das erste Mal Kunst: Zur Eröffnung des Tanzfestivals Impulstanz bitten Kerstin Kussmaul, Jan Burkhardt und Stephen Whittington zur 21-stündigen Performance - und spielen das längste Musikstück der Welt, Erik Saties Vexations am Klavier.

Danach bleibt das Novomatic-Kulturforum noch bis Mitte August "Impulstanz-Lounge" - geplant sind diverse Performances und DJ-Lines -, bevor der Komponist Bernhard Lang das Gebäude innen und außen mit einer Klanginstallation bespielt.

Keine kulturelle Verpflichtung

Novomatic gehe es beim Kulturforum nicht nur ums Image, sagt Wohlfahrt: "Laut Aktiengesetz ist ein Konzern auch verpflichtet, das öffentliche Interesse im Auge zu behalten - was wir hiermit tun." Rund 20 Millionen investierte die auf Spielautomaten spezialisierte Gruppe aus Gumpoldskirchen in das von Otto-Wagner-Schülern geplante Gebäude aus den 1920ern.

Laut Geschäftsführung ist bei dieser Summe der Kaufpreis des Hauses, das sich zuletzt im Besitz der Verkehrsbüro AG befand, bereits inbegriffen. Vertraglich verpflichtet, das unter Denkmalschutz stehende Haus für alle Zeiten für Kulturzwecke zu nutzen, ist Novomatic freilich nicht.

Bis 2012 werde es aber - trotz aktueller Finanzkrise - jedenfalls kulturell bespielt, sagt Wohlfahrt. Eine Zusicherung für danach könne niemand geben. "Ich bin mir dennoch sicher, dass es danach weiter bespielt wird." Ein Kasino werde daraus jedenfalls nicht. "Dafür wäre das Gebäude nicht geeignet."

Novomatic verzeichnete zuletzt Rekordumsätze, 2008 lag der Wert bei 2,5 Milliarden Euro, im Jahr davor bei 2,1 Milliarden. Und die Marke wurde angesichts der Wirtschaftskrise sogar noch wertvoller - gegenüber dem Vorjahr legte Novomatic im Ranking der wertvollsten heimischen Marken heuer um 15 Prozent zu und liegt nun auf Platz 8. Die meisten Gewinne erzielt der Glücksspielspezialist derzeit im Ausland, man bemüht sich aber auch hierzulande stets um neue Einnahmequellen: Kürzlich erhielt Novomatic die Konzession für 600 neue Münzgewinnspielapparate im Wurstelprater. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 14.07.2009)