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Amtsinhaber Denis Sassou-Nguesso geht als Favorit in die Wahl.

Foto: Reuters/Feferberg

Brazzaville - Mit einem Boykottaufruf bei der Präsidentenwahl hat die Opposition in der Republik Kongo ihre Chancen gegen Amtsinhaber Denis Sassou-Nguesso offenbar gemindert. Während sich am Sonntag vor Wahllokalen in den Hochburgen Sassou-Nguessos lange Schlangen bildeten, gingen anderswo nur wenige zur Wahl: In einem südlichen Wahlbezirk der Hauptstadt Brazzaville waren es lediglich 52 der 924 Stimmberechtigten.

Der Boykottaufruf wurde zudem nur von sechs der zwölf gegen Sassou-Nguesso angetretenen Kandidaten mitgetragen - eine weitere Schwächung der zersplitterten Opposition des mittelafrikanischen Landes. Schon die Einigung auf einen gemeinsamen Kandidaten war nicht gelungen.

Manipulierte Wählerlisten

Wahlleiter Raymond Mboulou erklärte, es habe keine Probleme gegeben, und der Boykott habe höchstens dazu geführt, dass der Präsident am Ende umso siegreicher sein werde. Der Boykottaufruf wurde mit manipulierten Wählerlisten begründet. Derselbe Vorwurf war bereits bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren erhoben worden.

Augenzeugen berichteten, in einem Stimmlokal hätten Schlägertrupps Wahlurnen entwendet. Die Europäische Union und Menschenrechtsgruppen äußerten Bedenken über mögliche Unregelmäßigkeiten.

Wahlfälschungen

Die sechs den Urnengang boykottierenden Oppositionskandidaten erklärten, dass sich 90 Prozent der Stimmberechtigten am Boykott beteiligt hätten. Allerdings habe es massive Wahlfälschungen gegeben, etwa durch mehrfache Stimmabgaben von präsidententreuen Soldaten in verschiedenen Wahllokalen. Außerdem hätten Behördenvertreter Geld als Wahlanreiz verteilt. Die Kandidaten forderten in ihrer Erklärung, Nguessos Herrschaft für illegitim zu erklären und in absehbarer Zeit eine neue Wahl zu organisieren.

Regierungssprecher Alain Akouala Atipault bezeichnete die Wahlbetrugsvorwürfe als "unwahr und zusammenhanglos". Die Wahl könne schon allein deshalb nicht gefälscht worden sein, weil fast 170 internationale Wahlbeobachter im Einsatz gewesen seien, sagte der Kommunikationsminister. Die Wahlbeobachter waren von der Afrikanischen Union (AU) entsandt worden.

Sassou-Nguesso kam 1979 zum ersten Mal mit einem Putsch an die Macht. 1992 verlor er eine Präsidentenwahl, 1997 ergriff er mit Hilfe angolanischer Truppen erneut die Macht. In 2002 setzte er Verfassungsänderungen durch, mit denen die Macht des Präsidenten gestärkt wurde. Das Endergebnis der Wahl wird für kommenden Donnerstag erwartet. Zur Präsidentschaftswahl waren 2,2 Millionen der insgesamt 3,6 Millionen Einwohner des zentralafrikanischen Landes aufgefordert. (APA/AP)