Früher, als die Sonne noch ganztags schien und der Kalte Krieg vor Globalisierung schützte, war das Fernsehprogramm noch ein Gemeinplatz, der einerseits die Antwort "Nein, die Serie kenn ich nicht" niemals zuließ, andererseits aber auch keinen Anreiz bot, sich voll und ganz einem TV-Sumpf aus Serien, Talkshows und Soaps hinzugeben.

Der ORF bereicherte Seher damals mit gesunder Zwangsverknappung: Nachmittags konnte man andächtig die Farben im Testbild abzählen, und anstelle von Werbung sprangen manchmal spielende Katzen durch das Bild. Fernsehkonsum regulierte sich irgendwie von selbst.

Foto: ORF

Mit der Zeit wurden aber die Zielgruppen enger, und statt des nun endgültig abgetretenen Karl Malden, der in den 70ern, auf Allgemeingeschmack abzielend, mit Hut und Knollennase die Straßen von San Francisco sicher machte, überfluteten Teenie-, Mystery- und Sci-Fi-Serien, die Nachmittage und Abende.

Foto: ORF

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Waltons sprachen ihr letztes "Gute Nacht, John-Boy", die Cartwrights vergaßen mit der Zeit, durch die brennende Landkarte des Bonanza-Vorspanns zu reiten. Hardcastle & McCormick hörten auf mit der Autoraserei, und Knight Rider starb an einer Überdosis David Hasselhoff. Miami Vice, grundsätzlich eh keine Katastrophe, musste irgendwann das letzte lila Hemd ausziehen.

Foto: Archiv

Bild nicht mehr verfügbar.

Die neue Welt der 90er war Wegbereiter des Sumpfes: Von Beverly Hills 90210 über eine neue Überdosis in Baywatch bis Buffy und Stargate und wie sie alle heißen, führten sie in eine Zeit, die eigene Selektion notwendig macht. Wer ist schon mit der Serienauswahl seines Senders zufrieden? Zwar bringt die Fülle auch Qualität hervor, aber man muss ungleich länger suchen, auf DVDs und in Internetangeboten. Früher war es einfacher. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 9.7.2009)

Foto: Archiv