Sir John Sawers

Für eine Rolle in einem James-Bond-Film muss Sir John Sawers noch ein wenig an sich arbeiten. Zwar passt Sir John makellos in das Eton- und Oxfordgebildete Old-Boys-Network, als das Bond-Autor Ian Fleming den "Secret Service" beschrieb, den Auslandsgeheimdienst MI6. Aber auch wenn er fit ist für den Job: diese blassen Beine! Und überhaupt:diese Bilder, für alle Welt im Internet zu sehen! Eine Peinlichkeit der Sonderklasse, von der eigenen Frau auf Facebook geoutet.

Eifrig

Was normalerweise bestenfalls Bewerbern passiert, dass der Personalchef beim Job-Interview Online-Bilder einer Studentenfete beim Interview herauskramt und etwas pikiert um Stellungnahme bittet, ist jetzt dem Mann passiert, dessen Existenz bis Anfang der 90er-Jahre offiziell überhaupt bestritten wurde. Shelley Sawers, die Frau des britischen UN-Diplomaten, ist eine eifrige Facebookerin und hat ihren 95 "FreundInnen" online brav über das Familienleben berichtet.

Für Millionen Facebook-User eine eindringliche Erinnerung an die alte Online-Maxime: Was du nicht willst, das von dir bekannt wird, das poste nirgendwo online. Denn zwar verhindern die Grundeinstellungen von Facebook, dass andere Leute als der eigene Freundeskreis persönliche Informationen (bei der jede einzelne Person bestätigt werden muss) zu Gesicht bekommen. Aber es genügt ein Versehen, dass diese Posts, inklusive Londoner Adresse der Familie Sawers, auch anderen Facebook-Mitgliedern offen stehen, die nach dem Namen suchen.

"Wir wissen jetzt, dass Sawers Speedo-Badehose trägt"

Und es genügen klatschsüchtige "Freunde" , die solche Informationen der Mail on Sunday zugänglich machen. Staatsgeheimnisse sind dabei nicht zu entdecken: Wikipedia gibt seit langem qualifiziertere Auskunft über die Karriere von Sir John als Lady Shelley's Facebook-Seite. "Wir wissen jetzt, dass Sawers Speedo-Badehose trägt" , kommentierte Außenminister David Milliband die Affäre. Die Facebook-Seite ist inzwischen geschlossen.

Facebook ist sich jedoch offenbar dessen bewusst, dass die Einstellungen zur Privatsphäre kompliziert und wenig bekannt sind. Zwar gilt, in Bond-Manier, "For your eyes only" bei jedem Detail - man kann bestimmen, wer Einträge wie Telefonnummer, "Was tust du gerade?" , Kommentare oder Bilder sehen kann. Aber die Handhabung soll leichter werden, künftig wird bei jedem Posting festgelegt, für wen es bestimmt ist.

Vertrauen

Leichtsinn und Vertrauensbruch ist damit jedoch nicht zu lösen. Dagegen hilft nur, wie bisher:Online-Abstinenz. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 7. Juli 2009)