"Herkules und Kentaur" : Giovanni Battista Foggini (665.000-885.000 Euro) aus der Sammlung Barbara Piasecka Johnson.

 

Foto: Sotheby's

Das Fehlen langjähriger Teilnehmer bei der heurigen Grosvenor House Art & Antiques Fair war auffällig. 1934 und inmitten der damaligen Wirtschaftskrise war diese Londoner Kunst- und Antiquitätenschau von einer Gruppe britischer Händler zur Ankurbelung des Marktes gegründet worden. Von 11. bis 17. Juni zelebrierte diese Messe ihr 75-Jahr-Jubiläum, allerdings ohne Konrad O. Bernheimer und Johnny van Haeften, zwei Spezialisten nennenswerten Rangs.

Trotz eines U-Bahn-Streiks zum Auftakt des Events und der wirtschaftlichen Flaute konnte die Zahl der Besucher um zwei Prozent gesteigert werden. Exakt 19.537 waren also 2009 zum Event gekommen. Zum letzten Mal. Denn am 30. Juni verlautbarten die Organisatoren das endgültige Ende dieser Erfolgsgeschichte. Vermutlich, weil für den 2010 bereits veröffentlichten Termin keine ausreichenden Anmeldungen akquiriert werden konnten.

Insofern hatten Bernheimer, van Haeften und 20 andere Kollegen eine gute Nase bewiesen. Parallel zu dem seit 2001 allerdings auf das Medium Zeichnung spezialisierten Event Master Drawings findet in London nun zeitgleich von 4. bis 10. Juli die erste Master Paintings Week statt. Der Teilnehmerkreis inkludiert neben den genannten 23 Händlern auch eine Kooperation mit den Auktionshäusern Christie's und Sotheby's, passend zu deren traditionell vor der Sommerpause abgehaltenen Versteigerungen Alter Meister. Im vergangenen Jahr wechselte zu dieser Zeit Lucas Cranachs Gemälde "David & Bathseba" bei Sotheby's für netto 2,32 Millionen Euro den Besitzer. Im Frühjahr 2009 machte es im Rahmen der Tefaf (The European Fine Art Fair) am Stand von Konrad O. Bernheimer in Maastricht in Begleitung anderer Hochkaräter eine gute Figur. Das mit brutto 5,5 Millionen Euro stattlich dotierte Werk blieb vorerst unverkauft, kehrt jetzt nach London zurück und bildet das Herzstück der von Bernheimer Colnaghi konzipierten Ausstellung "Cranach: Artist in Focus". Nicht alle der zum Verkauf angebotenen Kunstwerke tragen das Siegel der Marktfrische: Richard Green offeriert beispielsweise einen Frans Snyders, für den er bei Christie's erst im Jänner netto rund 53.600 Euro bewilligt hatte; Johnny van Haeften hat dagegen Gerrit van Honthorsts "Allegorie von Friede und Reichtum" für 575.000 Dollar im Angebot, das er sich ebenfalls erst im Jänner über Sotheby's New York für netto 165.000 Dollar gesichert hatte.

Auch bei der zum neunten Mal stattfindenden Master Drawings London stößt man auf Bekanntes, etwa Egon Schieles "Porträt Anton Peschka Junior", eine Bleistiftzeichnung, für die Sotheby's im Juni 2008 den Zuschlag bei netto 125.000 Pfund erteilte und für die Stephen Ongpin Fine Art nun um die 250.000 Pfund veranschlagt hat.

Die aktuell von den beiden Auktionshäusern angebotene Formation ist trotz guter Qualität etwas weniger spektakulär als zuletzt. Die seit Ende April bei Christie's um Arbeiten des 19. Jahrhunderts offiziell erweiterte Sparte feiert am Abend des 7. Juli ihre Inauguration. Die Startformation inkludiert Raritäten wie ein Madonnenbildnis von Fra Bartolommeo (Taxe zwei bis drei Millionen Pfund) oder ein Werk des Sisi-Porträtisten Franz-Xaver Winterhalter, dessen "Damenbildnis mit Fächer" zwischen 100.000 und 150.000 Pfund bringen soll. Allein am ersten Abend - ungeachtet weiterer vier Sitzungen - hofft man auf ein Einspielergebnis von 15 Millionen Pfund.

Demgegenüber steht die auch monetär höher angesiedelte Erwartungshaltung von Sotheby's, die allein am Abend des 8. Juli mit 48 Positionen um die 24 Millionen Pfund einspielen wollen. Weitere fünf Millionen Euro soll die an zwei Tagen zur Verteilung gelangende Sammlung von Barbara Piasecka Johnson bringen. In ihrem Besitz war ehemals auch das vom Liechtenstein Museum 2004 erworbene Badminton Cabinet (Christie's 27,2 Millionen Euro), seit damals das mit Abstand teuerste Möbel der Welt. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 04./05.07.2009)