Angefangen hat alles mit der Publikation "Bildsatz" - sie versammelt Texte zu den Galeriekünstlern. Unter ihnen: Ann Cotten.

 

F.: Galerie Janda

Angefangen hat alles mit der Publikation "Bildsatz" - sie versammelt literarische Texte von Autorinnen und Autoren, die diese zu den Künstlern der Galerie Martin Janda verfassten. Unter ihnen war auch die junge Lyrikerin Ann Cotten, die nun gemeinsam mit dem Künstler Johannes Vogl eine Ausstellung gestaltet hat.

"Marmeladenbrotstreichmaschine" ist ein Wort, das Johannes Vogl erfunden hat. Es bezeichnet seine gleichnamige Erfindung, die Brote mit Marmelade bestreicht. Die Autorin Ann Cotten scheint diese Vorliebe für lange Worte zu teilen und nannte ihren mit Preisen ausgezeichneten ersten Gedichtband Fremdwörterbuchsonette (2007). Darüber hinaus teilen die beiden das Interesse für den Gebrauchswert von Kunst, den sie in ihren jeweils eigenen Arbeiten und in einem Gemeinschaftswerk auch fein dosiert ironisieren.

Letzteres bildet das Zentrum der Ausstellung und ist mit dem Wort "gebräuchlich" jedenfalls nicht gerade treffend beschrieben: Vielmehr geht ihr Kaiserpanorama auf ein längst aus der Mode gekommenes Medium zurück, das einst die Schaulust von Aristokraten befriedigt hat. Vogl und Cotten haben mit ärmeren Materialien jedoch eine Version für die Allgemeinheit gebaut: Man sitzt auf Hockern, die an eine sternförmige Metallkonstruktion angeschweißt sind, und schaut so direkt in Guckkästen, in denen sich diverse "Szenen" abspielen: Durch eine Feder im Hocker werden Augen zum Wackeln gebracht, es gibt kurze Textmessages, und einmal eröffnen Spiegel einen unendlich scheinenden Raum.

Dass die beiden mit einfachen Mitteln tolle Wirkungen erzielen, zeigt sich auch in ihren jeweils eigenen Arbeiten, die auf alltäglicher Sprache bzw. alltäglichen Gegenständen basieren. Betritt man die Galerie, zieht sich die Arbeit Horizont von Johannes Vogl über die Wände, für die er nur zwei Spraydosen und einen Einkaufswagen benötigt hat. Ann Cotten reichen wiederum ein paar Kieselsteinchen im Mund, um mit ihren über Kopfhörer eingespielten Gedichten die Zuhörer in der Tradition von Jandl auch körperlich zu irritieren. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.7.2009)