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Wenn es erst einmal so weit ist, dass man Sehprobleme hat, ist es bereits viel zu spät. Eine Pause sollte schon nach zwei Stunden Fahrt eingelegt werden. Sind Kinder mit an Bord sollte mindestens alle 90 Minuten, besser noch alle 40 Minuten gehalten werden.

Nun machen sich wieder tausende ÖsterreicherInnen mit dem Privat-PKW auf, um ihre Urlaubsziele zu erreichen. Stundenlange Autofahrten können allerdings an die Substanz gehen, wenn nicht auf ausreichende Pausen, das richtige Essen und genügend Flüssigkeitszufuhr geachtet wird.

Eine Frage der Einstellung

Für eine möglichst beschwerdefreie Fahrt in den Urlaub genügt es dabei schon, ein paar einfache Regeln zu beachten. Ingrid Heiller, Leiterin des Physikalischen Instituts am Orthopädischen Spital Speising in Wien, kennt die Probleme, die bei langen Fahrten im Auto oder auch bei Flügen immer wieder auftreten können. Patienten klagen vor allem über Nacken- und Rückenschmerzen. "Wichtig ist, die Sitzposition im Auto richtig einzustellen", sagt die Expertin.

"Die Rückenlehne sollte nicht zu weit nach hinten geneigt sein. Optimal ist eine Neigung von 100 bis 110 Grad als Winkel zur Sitzfläche." Dadurch lassen sich bereits die schlimmsten Symptome vermeiden. Außerdem sollte das Gesäß so dicht wie möglich an der Rückenlehne anliegen. Auch ein so genanntes Lordosekissen verschafft Abhilfe, da es den Druck der Bandscheiben in der Lendenwirbelsäule vermindert. Es wird über dem Gesäß zwischen Rückenlehne und Rücken positioniert. Im Notfall kann auch ein zusammen gerolltes Handtuch helfen diese empfindliche Region zu entlasten.

Zur Sitzposition sollte außerdem noch beachtet werden, dass der Abstand zu den Pedalen so eingestellt ist, dass sie bei leicht angewinkelten Knien durchgetreten werden können. Die Arme sollten beim Griff auf das Lenkrad ebenfalls abgewinkelt sein. Die Kopfstütze sollte mit der Oberkante des Kopfes auf gleicher Höhe liegen und die Schultern sollten auf der Rückenlehne anliegen.

"Nicht nur kleine Personen sollten auf eine ausreichende Sitzhöhe zur besseren Übersicht achten. Auch für ältere Personen bieten Autos mit erhöhtem Fahrgestell einen Vorteil, da dadurch der Einstieg ins Auto erleichtert wird. Die gilt vor allem für Menschen mit Knie- oder Hüftproblemen", so Heiller.

Nur nicht übertreiben

Wenn dann die Fahrt einmal losgeht, neigen einige Urlauber dazu, sich zu übernehmen, um so schneller ans Ziel zu kommen. Durchgehende Fahrten mit einer Dauer von acht Stunden und mehr sind durchaus üblich, können aber schwerwiegende - unter Umständen sogar tödliche - Folgen haben. Grundsätzlich sollte man Strecken mit mehr als 800 Kilometern vermeiden. Auf Fahrten bis 800 Kilometer ist es wichtig, Etappen einzulegen und etwa alle zwei Stunden eine Pause zu machen. Diese Grundregel für Autofahrten wird von Verkehrspsychologen empfohlen und sollte zur eigenen Sicherheit auch befolgt werden, da nach 800 Kilometern die Konzentration merklich nachlässt und das Risiko für Unfälle steigt.

Anzeichen für die Notwendigkeit einer Pause sind Müdigkeit. "Vor allem auf langen Strecken, die bei immer gleicher Geschwindigkeit gefahren werden - also auf Autobahnen und Landstraßen - macht sich nach einer gewissen Zeit Müdigkeit bemerkbar. Im Stop-and-go-Verkehr der Stadt ist es vor allem die zunehmende Aggression, die auf Überanstrengung hindeutet. Dann sollte dringend eine Pause gemacht werden", so Heiller. Oder Fahrer und Beifahrer wechseln sich regelmäßig ab und vermeiden dadurch Überanstrengung.

Reisen ohne Verspannungen

Ebenfalls Warnsignale kommen vom Körper, der auf Überanstrengung mit Schmerzen vor allem im Nackenbereich reagiert. "Durch das lange Fahren verspannt sich die Muskulatur des Schultergürtels. Auch ein taubes Gefühl in den Fingern deutet auf Überlastung hin". Nackenschmerzen können laut der Ärztin aber auch eine ganz andere Ursache haben. "Eine Klimaanlage, die mit 19 Grad auf den Nacken bläst kann den gefürchteten Hexenschuss verursachen. Klimaanlagen sollten nicht unter 21 Grad eingestellt werden und wenn doch, dann empfiehlt es sich zumindest, ein Baumwolltuch auf den Nacken zu legen, um damit Erkältungen in diesem Bereich vorzubeugen."

Wer mit Kindern unterwegs ist sollte alle eineinhalb Stunden pausieren. "Kinder können nicht so lange still sitzen. Sie brauchen Bewegung und Abwechslung. Während der Fahrt können Hörspiel-CDs helfen. Trotzdem muss dem Bewegungsdrang der Kinder Folge geleistet werden, sie müssen sich austoben dürfen. Dabei kommt die notwendige Bewegung ganz von selber", so Heiller.

Blut muss fließen

Nicht zu unterschätzen ist das Risiko durch eine beeinträchtigte Blutzirkulation in den Beinen. "Bewegungen, die auch während der Fahrt gemacht werden können, helfen den Transport des Blutes von den Beinen wieder in Schwung zu bringen. Bei einer Pause auf einem Rastplatz ist es besonders wichtig, viel zu gehen und die Beine zu vertreten. Auch das Stehen auf den Zehenspitzen (bei geschlossenen Beinen 20 Mal langsam auf den Zehenspitzen aufrichten) hilft, den Venenrückfluss anzuregen." Kompressionsstrümpfe sind ein wirksames Mittel, sofern sie richtig gewählt sind. Sie sollten aus Baumwolle gefertigt sein und Kompressionsklasse zwei haben. "Darüber liegende Kompressionsklassen empfehlen sich nur für Menschen mit Tromboserisiko", so Heiller.

Besonders wichtig sind Ernährung und Flüssigkeitshaushalt. "Selbstverständlich sollte man vor langen Autofahrten leichte Kost zu sich nehmen. Ganz wesentlich ist jedoch die ausreichende Flüssigkeitsversorgung, da diese auch dazu beiträgt, den Blutstrom in Schwung zu halten", empfiehlt die Ärztin. Drei Liter Wasser sollte ein Erwachsener im Sommer über den Tag verteilt trinken. Auf Energiedrinks sollte verzichtet werden, da diese aufgrund des hohen Textrosegehalts (Zucker!) zwar kurzfristig für eine erhöhte Konzentrationsfähigkeit sorgen, auf Dauer jedoch sehr müde machen. "Im Falle akuter Müdigkeit kann zwar Kaffee getrunken werden. Aber aus meiner Sicht ist davon abzuraten. Besser ist es, die Fahrtstrecken nicht zu lange zu wählen und in mehreren Etappen mit längeren Pausen zu bewältigen", so Heiller. (ham/derStandard.at/1.7.2009)