Insgesamt 162 Jahre hat es gedauert. Erstmals in der Geschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird dem Präsidium nun eine Frau angehören, nämlich die Altertumswissenschafterin Sigrid Jalkotzy-Deger als Vizepräsidentin - ein weiteres Zeichen der Modernisierung der Gelehrtengesellschaft auf dem Weg zur innovativen Trägerin exzellenter Forschungseinrichtungen. Auf das Viererpräsidium, wo neben dem Präsidenten Helmut Denk noch der Osteuropahistoriker Arnold Suppan und der Dermatologe Georg Stingl vertreten sind, warten in den nächsten Jahren freilich noch etliche weitere Reformen.

Eine besondere Herausforderung stellt das begrenzte Budget von 85 Millionen und 87,55 Millionen für 2009 und 2010 dar, das Restrukturierungen und wohl auch Institutsschließungen unvermeidlich macht. Dass man an der Akademie eine zusätzliche kaufmännische Leitung - die der wissenschaftlichen unterstellt ist - einrichten will, hält Wissenschaftsminister Johannes Hahn jedenfalls für sehr begrüßenswert. Schließlich sei die ÖAW mit ihrem Budget und mehr als 1150 Mitarbeitern "ein Großunternehmen", so Hahn im Gespräch mit dem Standard. Der Wissenschaftsminister wünscht sich außerdem, dass die Akademie mit ihren als Ges.m.b.H. organisierten Spitzeninstituten unter einem Dach bleibt und ihr Profil und ihre Position gegenüber den Universitäten schärft. Das sollte weniger über die Altersstruktur geschehen, sondern mittels wissenschaftlicher Leistung und innovativer Themenbereiche, die an den Unis noch weniger oder gar nicht vertreten sind

Ein besonderes Anliegen des Wissenschaftsministers ist, dass sich die "Akademie mit all ihrer wissenschaftlichen Autorität stärker in öffentliche Diskurse einbringt". Das betrifft beispielsweise die forschungspolitische Frage, wie Forschungsleistungen in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu bewerten sind, in der sich Hahn auch Beiträge von Akademie-Mitgliedern erwartet. Der Wissenschaftsminister sieht aber auch eine große gesellschaftspolitische Verantwortung, die die Akademie als Institution noch stärker wahrnehmen könnte als bisher. Seine Botschaft: "Raus aus dem Elfenbeinturm!" - zumal es noch mehr Forscher geben könnte, die in der Öffentlichkeit präsent sind.

Hahn lässt in dem Zusammenhang dann aber auch noch mit neuen Plänen betreffend ein ÖAW-Gebäude aufhorchen, die noch am Anfang stehen. Die Aula der Wissenschaften in der alten Universität in der Wollzeile, die zuletzt bloß als Veranstaltungsort genützt wird, soll jedenfalls in Zukunft noch viel stärker als Vermittlungsraum von Wissenschaft und Öffentlichkeit genützt werden. Das Gebäude soll zu einer permanenten Begegnungsstätte ausgebaut werden, in der zum Beispiel "Vorlesungen für ein breites Publikum" stattfinden könnten. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 01.07.2009)