Wien - Verkehrsministerin Doris Bures durchkreuzte die Schließungspläne der Post am Dienstag. Buchstäblich in letzter Minute, denn am Mittwoch läuft das verordnete Schließungsmoratorium aus. Weil Post-Vorstandsdirektor Herbert Götz nicht nachweisen habe können, dass er für 193 der knapp dreihundert defizitären Postfilialen ein Ersatzangebot bei einem Postpartner in der Tasche habe, untersagte die Ministerin die Schließung dieser Outlets per Bescheid. Das erfuhr DER STANDARD am Dienstagabend aus dem Ministerium. Die Post muss nun drei Monate konsultieren und den betroffenen Bürgermeistern Ersatzangebote vorlegen.

Götz hatte am Vormittag verkündet, er halte am Schließungsprogramm auf jeden Fall fest. Für hundert Filialen habe er bereits Postpartner, weitere 200 würden folgen. Wie vom Standard berichtet, werden ab heute, Mittwoch, hundert neue Postpartner unter Vertrag genommen und im Gegenzug die unrentablen Postämter für immer geschlossen. Für weitere 30 defizitäre Filialen fehle nur noch die Unterschrift. Sie kann er vorerst nicht schließen. Fix sind 26 Schließungen in Niederösterreich, 24 in Oberösterreich und 20 in der Steiermark; weitere zehn in Tirol, sieben in Kärnten, sechs in Salzburg, fünf im Burgenland und zwei in Vorarlberg. Darüber hinaus wollte die Post 25 städtische Kleinstfilialen zusperren. Insgesamt sollten bis Herbst jene 300 Postämter wegfallen, die im Vorjahr für Streikdrohungen und ein Defacto-Schließungsverbot per Minister-Verordnung gesorgt hatten.

Die Post würde damit sparen, statt 65.000 Euro Betriebskosten pro Filiale und Jahr fallen künftig nur 15.000 Euro Abgeltung für den Postpartner an. Der Umbau des Filialnetzes wird nach Auslaufen des Bescheids wohl weiter gehen. Insgesamt will Götz im Idealfall weitere tausend der insgesamt 1650 Post-Outlets an Franchisenehmer vergeben. Aufräumen muss er auch bei den teuren Filialen in Einkaufszentren. Sie ziehen aufgrund teurer Umsatzmieten die ganze Sparte in die Verlustzone, bringen aber kaum Zusatzgeschäft. Götz will sie möglichst absiedeln. Besonders schwer belastet jenes am Wiener Flughafen. Es soll in den Businesspark übersiedeln und durch einen kleinen Briefschalter in der Abflughalle ersetzt werden.

Bures hat eine Atempause, sie fürchtet um hunderte Arbeitsplätze der Schalterbediensteten. (ung, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2009)