Skylink als Rendering, Realisierung als Totalchaos.

Foto: Fischer

Großbaustellen müssen perfekt geplant, klug ausgeschrieben und in der Ausführung straff gemanagt werden, andernfalls explodieren unweigerlich die Kosten. Der Skylink ist ein Paradefall für den Totalflop.

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Wien - Durch "Blödheit von Konsulenten und Beratern" könne viel schiefgehen, räumt ein am Bau des Skylinks Beteiligter ein, "aber nie in einem derartigen Ausmaß". "Wir haben einen Auftraggeber, der absolut nichts entscheidet", so ein anderer. "Wir arbeiten nach Ausführungsplänen, in denen kaum etwas funktioniert und mit einer extrem schwachen Projektsteuerung", sagt ein Dritter. Fazit: "Wenn die Führung fehlt, laufen viele im Kreis."

Die Planer und Konsulenten sind der Verschwiegenheitsklausel verpflichtet und müssen anonym bleiben, doch kristallisiert sich in allen Gesprächen mit dem Standard folgendes Bild heraus: Die Flughafenerweiterung ist ein Paradebeispiel für ein vor allem am Bauherrn selbst gescheitertes Großprojekt. Für die Kostenexplosion scheinen gleich mehrere Faktoren maßgeblich gewesen zu sein.

Erstens: Fehlende Planungskoordination. Wenn das einreichende Architektenteam ein anderes ist, als das zur Ausführung beauftragte, die Haustechnik und die Bauphysik ebenfalls separat vergeben und alle miteinander nicht äußerst straff koordiniert werden, entwickelt sich jede Baustelle zu einem Flohhaufen, in dem jeder in eine andere Richtung springt. Und jeder Hupfer kostet Bares.

Zweitens: Das Projekt wurde während der Bauzeit auf Geheiß des Bauherren redimensioniert und mehrfach umgeplant - eine vorprogrammierte Kostenfalle, weil jede Modifikation weitere Umplanungen nach sich zieht.

"Tatsächlich gab es hunderte Änderungen, Wände wurden x-mal aufgestellt und wieder abgerissen, die eingereichten Auswechslungspläne sind derart kompliziert, dass sie unlesbar sind", wird von mehreren Seiten berichtet.

Das größte Problem bereitete aber die in eine solchermaßen verkleinerte Architektur kaum mehr einpassbare Haustechnik, die aber sozusagen als Herz-Lungen-System jedes Gebäudes elementar ist und dringend mit den Architektenplanungen in Einklang zu stehen hat, soll die Sache funktionieren.

Kopflose Vorgangsweise

Das zuerst beauftragte Unternehmen scheiterte und wurde abgezogen, der Nachfolger ließ sich jede Auswechslung, sprich Veränderung, auf Stundenhonorarbasis teuer abgelten. Dass bei derart kopfloser Vorgangsweise mangels einer diktatorisch agierenden Generalplanung die Konsulenten- und Planerhonorare mit der Zeit in kosmische Höhen schnellten und derzeit bei 120 Mio Euro liegen - bei aktuellen Herstellungskosten von 290 Millionen - liegt am System. Es handelt sich dabei allerdings nicht, wie kolportiert, um die Ursache für die Gesamtkostenexplosion, sondern ist eine logische Folgewirkung. Denn abgerechnet wird jeweils in Prozent der Herstellungskosten. Steigen die, steigen auch die Beraterhonorare.

Im Schnitt betragen die für Architektur, Statik, Haustechnik, Bauphysik, örtliche Bauaufsicht, Projektsteuerung und Sonderkonsulenten bei Großprojekten insgesamt um die 20 bis 25 Prozent. Wenn sie im Fall des Skylink nun bei 30 Prozent angelangt sind, kann man getrost von Missmanagement zu sprechen beginnen.

Womit wir beim dritten Faktor wären: Wenn ein Bauherr sein Projekt nicht mittels einer straffen Vertragssituation mit möglichst wenigen Partnern abwickelt, die ihm den Preis absichern, steht er von vornherein auf verlorenem Posten. Vor allem öffentliche Auftraggeber vergeben ihre Projekte deshalb vorzugsweise an General- oder Totalunternehmer, die ihre Subunternehmer entsprechend koordinieren - und natürlich auch deren Preise im Eigeninteresse zu drücken versuchen.

Im Fall Skylink gibt es 90 Verträge mit 60 Konsulenten, von denen naturgemäß keiner gesteigertes Interesse daran hat, Herstellungskosten und damit das eigene Honorar zu schmälern. Während ein Generalunternehmer inneren Handlungsspielraum hat und seine "Subler" drücken kann, darf ein öffentlicher Auftraggeber nach erteiltem Zuschlag nicht mehr nachverhandeln. Insgesamt wird die Sache dann gerne mächtig teuer. (Ute Woltron, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2009)