Bild nicht mehr verfügbar.

Bereits die Karte von Diego Gutiérrez aus dem Jahr 1562 zeigt die Insel Bermeja.

Foto: Archiv

Bild nicht mehr verfügbar.

Auf der Karte von Dessiou und J. Foss (Herausgeber William Faden, London) aus dem Jahr 1808 erscheint sie ebenso.

Foto: Archiv

Mexiko-Stadt - Die Insel war über Jahrhunderte auf den Seekarten verzeichnet; liegen sollte sie im Golf von Mexiko, etwa 100 Kilometer vor der Halbinsel Yucatans - doch nun konnte nachgewiesen werden: Bermeja hat nie existiert, zumindest nicht an der bisher angenommenen Stelle.

Ein Forscher-Team aus verschiedenen Fachrichtungen der Universität von Mexiko-Stadt war im Auftrag der mexikanischen Regierung auf dem Forschungsschiff "Justo Sierra" losgefahren, um die Insel zu suchen. 40 Stunden lang war das Echolot auf einer Fläche von über 10.000 Quadratkilometern im Einsatz. Dann erst konnte man sicher behaupten: "Es gibt keinen Hinweis dafür, dass diese Insel an den angegebenen Koordinaten jemals existiert hat." An der Stelle 22°33'N, 91°22'W schlummern in einer Tiefe von 1.400 Metern stabile Meeressedimente.

Dennoch: In alten Berichte spanischer Seefahrer kam die mysteriöse Insel immer wieder vor. "Bermeja wurde 1539 von Alonso de Santa Cruz erstmals gesichtet und in einer Karte verzeichnet. Spätere Autoren haben die Insel übernommen. Besonders Seekarten aus Spanien und anderen europäischen Ländern weisen die Insel auf", berichtet Irasema Alcántara Ayala, Direktorin des Instituts für Geografie der UNAM.

Erste Zweifel

Die spärlichen Beschreibungen der Insel berufen sich nur auf Sichtungen, niemand habe Fuß auf sie gesetzt. Als Mexiko im 19. Jahrhundert die kartografischen Methoden der USA übernahm, kamen erste Zweifel an der Existenz der Insel auf. "Karten ab 1840 verzeichnen die Insel zwar, doch mit einem Fragezeichen. Niemand mehr hatte die Insel gesichtet und Beschreibungen fehlten völlig."

Der aktuelle wissenschaftliche Nachweis soll nun die Debatte rund um verschiedene Theorien über das vermeintliche Verschwinden der Insel beenden. "Ein mexikanischer Ex-Präsident hat etwa unlängst die CIA verdächtigt, Bermeja aus taktischen Gründen gesprengt zu haben", so Alcántara. Wenn auch die aktuelle Forschung beweise, dass es an dem einst verzeichneten Ort zu keiner Zeit eine Insel gab, sei deren frühere Existenz an anderer Stelle nicht völlig auszuschließen.

Falsche Verortung?

"In der Region gibt es eine hohe tektonische Aktivität. Es wäre möglich, dass Bermeja im 18. oder 19. Jahrhundert existiert hat und dann untergegangen ist. Vielleicht führte die geringe Präzision früherer Kartografen zu einer falschen Verortung." Um diese Theorie nachzuweisen, müsste die Suche nach der Phantominsel jedoch per Radargerät fortgesetzt werden. "Möglich wäre es, dass sie heute 30 bis 50 Meter unter dem Meersspiegel liegt", so die Geografin. (red/pte)