Der Rohbau von Skylink ist fertig, was fehlt, sind die Innenarbeiten. Fertig wird das Projekt nach derzeitigem Stand erst Ende 2011.

Foto: Fischer

Wien - Aufgrund der enormen Kostenüberschreitung beim Terminal-Neubau Skylink will Rechnungshof-Präsident Josef Moser die Gebarung des Flughafens prüfen. Moser zum Standard: Im Falle einer Prüfung würden die obersten Kontrollore den Airport-Ausbau auf "ein allfälliges finanzielles Risikopotenzial" durchleuchten.

Das Begehren einer Rechnungshofprüfung stößt bei Flughafen-Vorstandssprecher Herbert Kaufmann auf Widerstand: Er argumentiert im Gespräch mit dem Standard, dass der börsennotierte Airport nur zu jeweils 20 Prozent im Besitz der Länder Wien und Niederösterreich sei, der Rechnungshof ergo nicht zuständig sei. De facto dominieren Gewährsleute von SP-Wien und VP-Niederösterreich Aufsichtsrat und Vorstand.

Der frühere NÖ-VP-Landesrat Ernest Gabmann, seit März Flughafen-Vorstand, verkündete am Dienstag einen Baustopp über das finanziell aus dem Ruder gelaufene Projekt Skylink. Im März wurden die budgetierten Kosten mit 830 Millionen Euro beziffert, 430 Millionen mehr als ursprünglich geplant. Erst Anfang 2010 soll weiter gebaut werden. Bis dahin soll die Planung erstmals koordiniert werden, Verträge mit den Auftragnehmern neu verhandelt werden und die Anzahl der Konsulenten massiv reduziert werden.

Flughafen-Chef Kaufmann weist die Verantwortung für Skylink von sich und verweist auf Ex-Finanzvorstand Christian Domany. Gabmann versicherte am Dienstag, der Baustopp werde die Kosten eher senken, keinesfalls erhöhen.

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Am Dienstag sah sich der Flughafen-Vorstand veranlasst, an die Öffentlichkeit zu gehen, nachdem der Aufsichtsrat am Vorabend in einer außerordentlichen Sitzung über den Baustopp für das Terminal Skylink informiert wurde. Kameras und Mikrofone waren während der Pressekonferenz nicht zugelassen, erst im Anschluss gab es Statements. Auch Unterlagen gab es keine. Das Klima im Vorstand schien etwas unterkühlt. Zwei Rote (Vorstandssprecher Herbert Kaufmann und Gerhard Schmid) und ein Schwarzer (Ernest Gabmann) traten mit dem neuen Projektleiter Norbert Steiner auf - einem Routinier, der eingestand, "so etwas noch nicht erlebt zu haben".

Kaufmann und Schmid begleiteten das finanziell aus dem Ruder gelaufene Projekt bereits seit Beginn, also Ende 2005, Anfang 2006. Die Verantwortung dafür lehnen sie aber ab, weil dafür ein anderes Vorstandsmitglied zuständig gewesen sei - zunächst Kurt Waniek und später Christian Domany (beide ÖVP). Ob die laut Aktiengesetz geltende Gesamtverantwortung des Vorstands vorlag, klärt nun Gutachter Waldemar Jud. Seit März ist Ex-NÖ-Landesrat Gabmann Herr über Skylink. Denn Domany verabschiedete sich im März aus dem Vorstand, weil er, so die offizielle Darstellung, mit seiner Frau nach Paris gehen wolle. Bis Ende September läuft sein Vertrag mit dem Airport noch, bis dahin konsumiert Domany seinen Urlaub. Einen neuen Job für die Zeit danach hat er noch nicht, als Vorsitzender des ORF-Finanzausschusses und Aufsichtsratsmitglied in der ÖBB Infrastruktur Betrieb AG soll er gut beschäftigt sein. Sein ÖBB-Ticket dürfte Domany nach der Fusion von Betrieb und Bau aber abgeben (müssen).

Domany die alleinige Schuld am Desaster zu geben, greift wohl zu kurz, weil alle Entscheidungen in Bezug auf Konsulenten und Berater vor 2005 fielen - also vor seinem Eintritt in den Vorstand. Bereits damals rieten Experten dem Vorstand, einen Generalunternehmer mit dem Skylink zu beauftragen, weil das Riesenprojekt die Bauabteilung des Flughafens überfordern würde. Domany selbst soll das Fehlen eines Generalunternehmers auch gegenüber demAufsichtsrat kritisiert haben.

Den Mehrheitsverhältnissen ebendort (die Roten dominieren mit einer Stimme) habe sich Domany aber auch nicht entziehen können, sagen Vertraute von ihm.

Diskussion um Baustopp

Glaubt man Insidern, wurde bereits im Vorjahr im Aufsichtsrat ein Baustopp diskutiert, die Konsulenten hätten allerdings vor einer Bauzeitverlängerung gewarnt. Weitergebaut wurde nicht zuletzt, weil das Passagieraufkommen bis 2008 zweistellig wuchs, das Terminal daher dringend gebraucht würde.

Domany selbst soll sich darauf berufen, die Bauabteilung bei seinem Eintritt in den Flughafen mit Hilfe des Beraters Mc Kinsey neu aufgestellt zu haben. Im Vorstand seien in seiner Zeit 30 andere Projekte im Gesamtvolumen von 350 Mio. Euro einstimmig beschlossen worden - umgesetzt ohne Kosten- oder Zeitüberschreitungen.

Anders bei Skylink. Statt budgetierter Baukosten von 400 Mio. rechnet man jetzt mit 830 Mio. Euro; statt Ende 2008 soll der Bau frühestens Ende 2011 fertig sein erst 2012 in Betrieb gehen. Gefehlt hat, neben einem operativen Hauptverantwortlichen, offensichtlich auch ein Plan über das Vorhaben. Zudem machte die Haustechnik, für die bisher 165 Mio. Euro bezahlt wurden, seit Beginn Probleme. Die ursprünglich beauftragte Firma Freudensprung, wurde schon Anfang 2007 "vom Vertrag entlassen", wie es hieß.

Experten sagen, der Anbieter habe von Beginn an nicht die Kapazität und das nötige Know-how gehabt. Um einen Baustopp zu verhindern, wurde 2007 die Haustechnik-Firma Ortner beauftragt weiter zu planen. Der Tiroler Ortner tat das auch - und rechnete seither auf Stundenbasis ab. Jetzt wurden die bestehenden Verträge gekündigt. Steiner soll mit Ortner einen neuen Planungsvertrag geschlossen haben, statt 18 sollen nur noch 7,5 Mio. Euro bezahlt werden.

Insgesamt wurden bisher 290 Mio. Euro verbaut, 120 Mio. gingen für Planer und Berater drauf. Vom Skylink steht bisher der Rohbau. Was fehlt sind Ausbauarbeiten wie Haustechnik, Lüftung, Wasser, EDV etc. Entscheidend für den Baustopp sind sogenannte Baustellengemeinkosten, die sich ab Herbst laut Vertrag mit monatlich zwischen 4,5 bis acht Mio. Euro zu Buche geschlagen hätten, in Summe hätten es 100 Mio. sein können. Der Grund: Laut Vertrag dürfen Firmen wie Hochtief, die zwar fertig sind, ihre Geräte und Teile der Mannschaft an der Baustelle lassen - ohne zu arbeiten. Diese Regelung ist laut Steiner nur üblich, wenn ein Bau planmäßig fertig wird, weil dann keine Kosten mehr anfallen.

Gabmann will nun bis Ende September solide Kostenschätzung, koordinierte Planung, neue und billigere Verträge mit den Firmen. Anfang 2010 wird weitergebaut. Die Gesamtkosten sollen bei 830 Millionen bleiben oder sinken. An der Fertigstellung Ende 2011 hält man fest. (Claudia Ruff, Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2009)