Uwe Steimle als Hauptkommissar Jens Hinrichs.

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"Die Mutter putzt, der Vater säuft." Es braucht nicht viele Worte, um das familiäre Milieu des letzten Polizeirufs 110 (Die armen Kinder von Schwerin) zu beschreiben, den die ARD am Sonntagabend aus der mecklenburg-vorpommerschen Hauptstadt sendet. Arg ostig-trist und trostlos-graubraun ist die Szenerie wieder einmal, in die es Uwe Steimle als Kommissar Jens Hinrichs verschlägt.

Aber da ist er ganz zu Hause, dieser weiche, sächselnde Kommissar, der bei seinen unspektakulären Ermittlungen - anders als die westdeutsche Konkurrenz vom Tatort - weniger die eigene Befindlichkeit in den Vordergrund stellt, sondern soziale Missstände anprangert.

Verzweifelt versuchen sich Wendeverlierer in Schwerin mit dem Diebstahl von Metall über Wasser zu halten. Das geht natürlich nicht lange gut, zumal sie sich mit der russischen Mafia einlassen. Die fackelt nicht lange, als Geldforderungen lautwerden. Schon baumelt einer der Handlanger tot von der Decke der verrotteten Fabrik.

Jetzt haben seine Kumpel solche Angst, dass einer sogar freiwillig ins sichere Gefängnis gehen will. Ihr (stark gespieltes) schwitzendes Stottern ist umso erbärmlicher, da der elfjährige Mika den Mord auch gesehen hat. Aber der macht ruhig weiter, versorgt die kleine Schwester mit Kakao und Suppe.

Kuchenränder können sie auch haben, die drängt der Ost-Kommissar allen auf. Sie sind billiger als ein ganzes Stück Kuchen, aber man hat doch mehr Sorten vom Gebäck. So pfiffig hat sich Steimle in seiner 15-jährigen Ermittlertätigkeit für den Polizeiruf 110 stets durchgeschlagen. Jetzt ist Schluss. Die ARD will ihn nicht mehr, man schied im Streit. Schade drum. Manchmal schmeckt Kuchenrand besser als frische Torte. (Birgit Baumann/DER STANDARD; Printausgabe, 30.6.2009)