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Hoshyar Zebar, Außenminister

Foto: Reuters/Kim

Trotz der Zunahme der Anschläge in den vergangenen Wochen kommt der Rückzug der US-Armee aus den Städten zum richtigen Zeitpunkt, sagte Zebari zu Birgit Svensson in Bagdad.

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STANDARD: Sind Sie stolz und glücklich über den Rückzug der US-amerikanischen Streitkräfte aus den irakischen Städten?

Zebari: Ich sehe dies ganz pragmatisch als die Erfüllung des Sofa-Abkommens (Status of Force Agreement, Anm.) zwischen Washington und uns, das den Rückzug vorschreibt und auch den vollständigen Abzug der Truppen bis Ende 2011 festlegt. Wir haben hart gearbeitet, und unsere Sicherheitskräfte sind in der Lage, das zu übernehmen. Ich bin zuversichtlich.

STANDARD: Wie erklären Sie sich dann die in der letzten Woche wieder zunehmenden Anschläge?

Zebari: Wir haben die Zunahme des Terrors erwartet und sogar davor gewarnt. Offensichtlich wollen einige damit demonstrieren, dass sie die Sieger über die Amerikaner sind. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die Sicherheit sich seit einem Jahr erheblich gebessert hat. Das wird leicht übersehen, wenn sich die Anschläge jetzt häufen. Dass wir wochenlang davor fast überhaupt keine Anschläge mehr hatten, sollte aber auch erwähnt werden.

STANDARD: Die Bomben jetzt sind eindeutig gegen schiitische Viertel gerichtet, Plätze und Häuser, in denen Schiiten wohnen.

Zebari: Deshalb vermuten wir auch, dass Al-Kaida dahintersteckt, oder was davon noch übrig ist. Trotzdem haben die letzten Tage gezeigt, dass die Menschen besonnener darauf reagieren als früher. Sie lassen sich davon nicht mehr aus den Bahnen werfen.

STANDARD: Ein schiitischer Parlamentarier beschuldigt Saudi-Arabien, hinter den Anschlägen zu stecken. Riad wolle nicht, dass die Amerikaner aus dem Irak abziehen.

Zebari: Ich habe immer gesagt, dass sich andere Staaten in unsere Angelegenheiten einmischen und wir das entschieden verurteilen.

STANDARD: Kommt der Rückzug der Amerikaner angesichts der immer noch vorhandenen Präsenz der Terrorgruppe Al-Kaida nicht doch etwas verfrüht?

Zebari: Ich sage noch einmal: Er ist die Erfüllung unseres Abkommens, und dabei bleibt es. Wir werden aber weiterhin mit den Amerikanern zusammenarbeiten. Wir haben eine gemeinsame Sicherheitskommission gebildet und arbeiten auch geheimdienstlich eng zusammen. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2009)