Wien - Das Gewerbe und Handwerk fühlt sich von den Banken zur Kasse gebeten. Die Kreditkosten für die kleinen Betriebe seien nicht in dem Ausmaß gesunken, wie es die Leitzinsentwicklung vorgebe, klagt Ge-org Toifl. Der Spartenobmann vertritt 30.000 Unternehmer mit rund 570.000 Mitarbeitern; er sehe nicht ein, warum Großbanken gerade bei den Kleinen abkassierten, sagt er.

Etliche Institute hätten ihre Aufschläge mit dem Argument der teureren Refinanzierung wie des höheren Risikos verdoppelt - und damit Gewinne gesteigert. Die Masse der kleinen und mittleren Betriebe habe Kreditzinsen jenseits der sieben bis acht Prozent zu dulden, ergänzt Walter Bornett von der KMU Forschung. Dabei sei von mehr Risiko im Gewerbe keine Rede. Vielmehr erfasse die Pleitewelle größere exportierende Unternehmen.

Von einer Kreditklemme für die Kleinen spricht Bornett nicht. Die Zeiten, in denen diese per Handschlag am Wirtshaustisch zugesagt wurden, die seien freilich vorbei.

Anders als die Industrie, die seit Monaten Mitarbeiter abbaut, gaben sich Handwerks- und Gewerbebetriebe bisher robust: Ihr Personalstand blieb stabil - mehr als 90 Prozent wollen auch in den kommenden Monaten an ihren Beschäftigten festhalten, zeigt die Konjunkturerhebung der KMU Forschung.

Stimmung kippt

Mit der anhaltenden Krise kippt aber auch hier die Stimmung. Toifl spricht für das zweite Quartal von einer dramatischen Verschlechterung bei der Einschätzung der Geschäftslage. Die Aufträge der Kleinen seien in konsumnahen Branchen um 13 Prozent gesunken, in investitionsgüternahen Bereichen brachen sie um fast elf Prozent ein.

Schmerzhaft getroffen seien vor allem Unternehmen in Westösterreich. Herbe Umsatzrückgänge von mehr als 50 Prozent mussten etwa Mechatroniker einstecken. Erheblich unter Druck gerieten auch Bäcker und Kraftfahrzeugtechniker. Bornett sieht bei zehn bis 15 Prozent der kleinen Gewerbebetriebe mittelfristig Gefahr im Verzug. Ein Drittel habe schon jetzt kein Eigenkapital und sichere das Unternehmen über privates Vermögen ab.

Toifl sieht viele Arbeitsplätze in den wachsenden Spareinlagen der Österreicher festgefroren. Würden eine Milliarde Euro statt auf Sparbüchern gebunkert in den Konsum investiert, brächte das 10.000 neue Jobs übers Jahr, rechnet er vor.

Die Pakete der Regierung zur Belebung der Konjunktur sind im Gewerbe bislang nicht angekommen, ist man sich in der Sparte einig. Das Instrument der Kurzarbeit rechne sich für ihre Betriebe nicht. (vk, DER STANDARD, Printausgabe, 30.6.2009)