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Thailand nach dem Tsunami.

Foto: REUTERS

Wie das Montagsmagazin Datum in seiner akutellen Ausgabe berichtet, wurde nach dem Tsunami im Jahr 2004 ein Team von österreichischen Gerichtsmedizinern und Kriminologen von den thailändischen Behörden von der direkten Arbeit an Leichen abgezogen. Damals reisten Gerichtsmediziner aus aller Welt für die Identifizierung der Toten in die betroffenen Regionen. Darunter auch 25 Spezialisten aus Österreich, die in der Nähe von Phuket eingesetzt wurden. Nach nur drei Wochen wurde es den Österreichern verboten, an den dortigen Leichensammelstellen zu arbeiten. Der Norweger Raider Nilsen, damals der stellvertretende Leiter der internationalen Identifizierungsmission berichtet, dass im Jänner 2005 bei einer Inventur eine unbekannte Zahl an Leichensäcken aufgetaucht sei. Ihr Inhalt: abgetrennte Hände und Kiefer. Das österreichische Team habe sie laut Nilsen den Toten abgeschnitten.

Nilsen im Interview mit Datum: "Vielleicht, weil es so einfacher war, Fingerabdrücke zu nehmen und Zahndaten zu erfassen. Es war für mich unverständlich, wie man solche Methoden anwenden konnte. Für mich hat das primitiven Charakter und ist unethisch." Dass man den Leichen Hände und Kiefer abgenommen hat, wird vom damals ranghöchsten österreichischen Einsatzkoordinator Ernst Fischer (47), Brigadier im Innenministeriums, nicht bestritten. Er gibt an, dass sich die Österreicher "auf Grund der chaotischen Zustände freiwillig zurückgezogen haben" und dass auch "die Deutschen das so gemacht hätten." Nilsen widerspricht den Aussagen Fischers: "Es gibt keine Berichte, dass andere Teams auch so gearbeitet haben."

Zudem existiert laut Nilsen ein Protokoll über den Ausschluss der Österreicher. Damit nicht genug: die Österreicher wurden auch beschuldigt, dass sie Leichenteile (Muskelgewebe und Knochreste) nach Innsbruck zur DNA-Analyse ausgeflogen hätten, obwohl das nach thailändischen Recht verboten ist. Auch das wird von der österreichischen Einsatzleitung nicht in Abrede gestellt.

"Identifikationsteam wegen Leichenschändung ausgeschlossen"

Der norwegische öffentlich-rechtliche Fernsehsender NRK berichtet bereits 2006 in der Dokumentation "Tsunami: Der harte Job" über die Vorwürfe gegen die österreichischen Gerichtsmediziner. Auf der Website von NRK hatte später plakativ der Satz gestanden: "Identifikationsteam wegen Leichenschändung ausgeschlossen." Die österreichische Öffentlichkeit hat davon bis heute nichts mitbekommen. "Warum sollen wir so etwas denn nach außen tragen?", fragt Ernst Fischer. Noch im März 2006 wurden drei Mediziner, die vom Ausschluss in Thailand betroffen waren, von der damaligen ÖVP-Innenministerin Liese Prokop für ihren "besonderen und persönlichen" Einsatz geehrt. (red, derStandard.at, 29.6.2009)