Kairo/Ramallah - Die Fatah-Organisation von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat der radikal-islamischen Hamas am Montag nicht nur vorgeworfen, Dutzende Fatah-Mitglieder im Gazastreifen festgenommen zu haben. Die Hamas soll auch Anschläge auf Regierungsmitglieder und Einrichtungen im Westjordanland geplant haben. Beides wies diese am Montag zurück. An gegenseitigen Vorwürfen und Festnahmen drohen die von Ägypten vermittelten Gespräche über eine Annäherung zwischen den beiden Palästinenser-Gruppen zu scheitern.

Im Westjordanland sei eine Zelle von Hamas-Anhängern aufgeflogen, die mit der Planung von Anschlägen den innerpalästinensischen Dialog hätten unterlaufen wollen, sagte der Generalsekretär der Autonomiebehörde, Tajeb Abdelrahim, am Montag in Ramallah. In diesem Zusammenhang seien in den vergangenen Tagen mehrere Verdächtige festgenommen worden, die in ihren Vernehmungen die Hamas-Führung im Gazastreifen und die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden belastet hätten.

Geständnis

Die Verdächtigen hätten gestanden beauftragt worden zu sein, die Anschläge noch vor dem 7. Juli, also vor der geplanten Einigung auf eine palästinensische Einheitsregierung, zu verüben, sagte Abdelrahim auf einer Pressekonferenz. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Hamas keine von Ägypten vermittelte Einigung anstrebe. Die radikalislamische Hamas widersprach in Gaza-Stadt den Berichten über eine Anschlagsplanung. Hamas-Sprecher Fausi Barhum warf der Fatah vor, Hamas-Anhänger im Westjordanland zu verfolgen und sprach von politisch motivierten Festnahmen.

Die Fatah beklagte zudem die Festnahme von mindestens 90 Mitgliedern im Gazastreifen. "Wir rufen die ägyptische Führung auf, gegenüber einem solchen Vorgehen der Hamas massiver Stellung zu beziehen", sagte der führende Fatah-Abgeordnete Ashraf Goma. Andernfalls würden Zweifel an der Notwendigkeit und Bedeutung der Gespräche in Kairo genährt. Die Hamas warf der Fatah vor, die Tatsachen zu verdrehen. "Die Fatah-Position hat nur ein Ziel, nämlich den Wunsch der Fatah, die Gespräche in Kairo zu vereiteln", sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri.

Kurz vor der Mitteilung über die vereitelte Anschlagsplanung hatte die Autonomiebehörde als Zeichen des Entgegenkommens an die Hamas die Freilassung von rund 100 als "Sicherheitsrisiko" eingestufte Gefangene angekündigt. Größter Streitpunkt zwischen den zerstrittenen Palästinensergruppen Hamas und Fatah bei den Friedensgesprächen, die am Sonntag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo wieder aufgenommen wurden, ist der Austausch politischer Gefangener.

Nach Angaben aus Palästinenser-Kreisen hat Ägypten eine Frist bis zum 7. Juli gesetzt, um noch einen Kompromiss zwischen Fatah und Hamas zu erzielen. Bei dem Treffen am Montag drängte der ägyptische Geheimdienstchef Omar Suleiman beide Seiten, ihren Streit beizulegen. Die gemäßigte Fatah regiert im Westjordanland, während die Hamas im Gazastreifen das Sagen hat. Ägypten bemüht sich seit längerem um einen Ausgleich zwischen beiden Gruppen. Ihre politische Einigkeit würde die Chancen auf einen Erfolg des Nahost-Friedensprozesses verbessern. (APA/Reuters)