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Weltweit trauern die Fans um den "King of Pop" - von Hollywood über Berlin (Bild) und Moskau bis hin nach China. Das "Time Magazine" brachte nach dem Tod von Michael Jackson eine Sondernummer heraus.

Foto: Getty/Reuters

Sie soll Aufschluss über die Maßnahmen seines Arztes geben. Der Tod von Popstar Michael Jackson gibt weiter Rätsel auf. Sein Privatarzt Conrad Murray ließ am Sonntag über seinen Anwalt versichern, er habe dem "King of Pop" keine morphiumähnlichen Schmerzmittel verabreicht. Die Familie ist Medienberichten zufolge uneins, wo der Sänger beerdigt werden soll. Im Gespräch ist, aus seiner Neverland Ranch nach dem Vorbild der Elvis-Presley-Gedenkstätte eine Art Graceland zu machen.

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Los Angeles - Nach Michael Jacksons Tod bahnt sich nun ein Sorgerechtsstreit um dessen Kinder an: Der "King of Pop" hinterließ drei Kinder: den zwölfjährigen Michael Joseph Jackson Jr., genannt Prince Michael, dessen elf Jahre alte Schwester Paris Michael Katherine Jackson, und Prince Michael II. Der Siebenjährige ist Jacksons biologischer Sohn und wurde von einer Leihmutter ausgetragen, die bisher unbekannt blieb. Sie könnte sich nun zu erkennen geben.

Für das Sorgerecht der zwei älteren Kinder hat deren Mutter Deborah Rowe Experten zufolge die besten Chancen. Rowe, eine frühere Krankenschwester bei Jacksons Hautarzt, heiratete den Sänger 1996. Drei Jahre später reichte sie die Scheidung ein und verzichtete später auch auf das Sorgerecht.

Die Familie von Michael Jackson hat am Wochenende eine zweite Autopsie vornehmen lassen. Das Ergebnis der offiziellen Obduktion am Freitag soll erst in vier bis sechs Wochen vorliegen. Jacksons Familie erhebt schwere Vorwürfe gegen Michaels Privatarzt.

Jesse Jackson, Bürgerrechtskämpfer und zweifacher Präsidentschaftskandidat, klingt indes, als gelte es, einen Mordfall aufzuklären. "Wann kam der Doktor? Was hat er gemacht? Hat er ihn gespritzt, und wenn ja, womit?" Der Reverend aus Chicago spricht im Namen der Familie: Die Hinterbliebenen hätten jede Menge Fragen an Dr. Conrad Murray.

Murray ist 56 Jahre alt, registriert in Las Vegas, gilt als Herzspezialist. Er war in Michael Jacksons Villa, am Carolwood Drive in Los Angeles, als der Sänger starb. Was genau in den letzten Stunden passierte, versucht die Polizei gerade zu rekonstruieren. Was es gibt, ist der Mitschnitt eines Telefonats bei der Notrufnummer 911: Ein Unbekannter bittet mit dringlicher Stimme um einen Krankenwagen. Ein Herr sei zusammengebrochen und atme nicht mehr. Ob es Zeugen gebe? "Oh, nein, nur den Arzt, Sir."

Als sicher gilt, dass Murray versuchte, Jackson wiederzubeleben. Sein Anwalt weist die Darstellung zurück, wonach der Mediziner das Weite suchte, als ein Krankenwagen kam: Murray sei mit ins Spital gefahren und habe versucht, den Leblosen zu reanimieren.

Doch alle Spekulationen drehen sich darum, was in den Stunden vor "Jackos" Herzstillstand geschah. Hat ihn sein Leibarzt eine Überdosis Medikamente schlucken lassen oder sie ihm injiziert?

Angeblich soll der Sänger abhängig gewesen sein von Demerol, einem Schmerzmittel, das wirkt wie Morphium. Grace Rwaramba, die Nanny seiner Kinder, spricht gar von einem regelmäßigen gefährlichen Tablettencocktail. "Viele Male musste ich seinen Magen auspumpen. Eine Zeitlang war es so schlimm, dass ich die Kinder ihren Vater nicht sehen ließ."

Murray war der Arzt, der den 50-Jährigen fit machen sollte für dessen großes Comeback, die fünfzig Konzerte ab Juli in London. In Murrays Karriere war es auf- und abgegangen, ähnlich wie bei seinem berühmtesten Klienten. Nach dem Medizinstudium ließ er sich im kalifornischen Riverside nieder, wo er 1992 Bankrott anmelden musste. Heute betreibt er in Las Vegas eine kleine Klinik. Nach amerikanischen Medienberichten haben Patienten auf Entschädigung geklagt und recht bekommen; bei ihnen steht Murray mit 435.000 Dollar in der Kreide. Der Job beim "King of Pop" sollte ihm helfen, aus den roten Zahlen zu kommen.

Samstag wurde der Arzt zum ersten Mal von den Ermittlern befragt - nicht als Verdächtiger, sondern als Zeuge, wie sein Anwalt betont. (Frank Herrmann, DER STANDARD/Printausgabe, 29.06.2009)