Wien - Einkochen konnte der Lebensmittelindustrielle Arnd Oetker seinen Partner Klaus Darbo nie. In zwei Schritten hatte sich der Deutsche über eine Kapitalerhöhung 42 Prozent der Anteile am Konfitürenreich des Tirolers geholt. Tief in die Töpfe blicken ließ Darbo den einstigen Rivalen aber nicht, kooperiert wurde lose, und als Oetker nach der Mehrheit an seinem Konzern greifen wollte, blockte er ab. 15 Jahre nach dem Einstieg der Deutschen kehrt Darbo nun wieder zur Gänze in österreichische Hand zurück: Oetker gab alle Aktien ab, die seine Schweizer Hero-Gruppe an den Tirolern hielt - Darbo nutzte sein Vorkaufsrecht.

"Nachbars Garten muss man kaufen, wenn man ihn bekommt, auch wenn man ihn nicht sofort braucht" , meint Darbo mit Blick auf die Gunst der Stunde. Dass das Unternehmen in Besitz seiner Familie bleibe, daran habe es nie was zu rütteln gegeben. Jetzt seien wieder 98 Prozent der Aktien in ihrer Hand. "Wenn man sparsam ist, kann man sich das schon leisten; ein bisserl was hatten wir ja auch angespart" , ergänzt er. Darbo hatte das Kapital der Deutschen genutzt, um sein Werk in Stans für den EU-Beitritt zu rüsten. Zusammen gearbeitet soll aber künftig noch werden. Die Tiroler vertreiben für Oetker etwa Corny-Müsliriegel.

Darbo ist mit fast hundert Millionen Euro Umsatz bei Marmeladen unangefochtener Marktführer in Ös-terreich vor Spitz, Staud's und den Brüdern Unterweger. Seine Fruchtaufstriche finden sich in allen Regalen des Lebensmittelhandels, in der Gastronomie, in Backwaren und Joghurts. Günstigere Sparten bedient er mit der Marke Gartenland. Sein größter Konkurrent sei die Hausfrau, die frische Früchte einkocht, erzählt er gern. Und da sich die jüngere Generation für Hausgemachtes wenig erwärmen lässt, wächst der Markt.

Gut neun Prozent mehr Umsatz seien heuer im ersten Halbjahr drinnen, rechnet er vor. Von einer Krise sei bei ihm keine Rede. Spürbar geschmolzen ist freilich der Gewinn. Die eklatante Verteuerung der Früchte könne keiner wegstecken und durch höhere Preise abfedern. Die starken Regenfälle erhöhten da und dort den Druck einmal mehr. Polen etwa, weltweit größter Exporteur gefrorener Erdbeeren, bange um die Ernte.

Verarbeitet wird bei Darbo nur Tiefgekühltes, an die 40 Prozent der Marmeladen wird in 62 Länder exportiert. Europäischer Marktführung zu werden, den Job will der 64-Jährige seinen Söhnen überlassen. Die vier arbeiten nach Praktika in aller Welt seit zwei Jahren im Konzern. Wer den Vorsitz übernimmt, ist unausgegoren. "Sie wollen erst alle einmal reinwachsen." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2009)