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Die Verständigung zwischen den Kulturen soll in Deutschland künftig besser funktionieren und schon im Schulunterricht beginnen. Auch nach der Wahl soll es wieder eine Islamkonferenz geben.

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Berlin - Wolfgang Schäuble (CDU) war am Donnerstag voll des Lobes. "In den vergangenen drei Jahren haben wir das Verhältnis von Staat und Muslimen in Deutschland grundlegend verändert und einen Prozess der Integration auf den Weg gebracht", zeigte sich der deutsche Innenminister überzeugt. Zum letzten Mal nach dreijähriger Debatte trafen sich da die 30 Vertreter der ersten Deutschen Islamkonferenz. Diesen Gesprächskreis hatte Schäuble im Herbst 2006 ins Leben gerufen, 15 Vertreter des Staats und 15 Vertreter der muslimischen Verbände in Deutschland nahmen daran teil.

Oft hatte es Streit gegeben, nicht nur zwischen der Regierung und den Gästen, sondern auch unter den verschiedenen Vertretern der muslimischen Verbände, schließlich saßen Liberale und Konservative an Schäubles Seite. In einer Schlusserklärung, legte die Konferenz jedoch einige gemeinsame Handlungsaufträge für die Zukunft fest. So versprachen die muslimischen Verbände nicht nur, extremistischen Tendenzen in ihren Reihen entgegenzuwirken, sondern auch dafür zu sorgen, dass Muslime besser Deutsch lernen, da dies die wichtigste Voraussetzung für Integration sei.

In einer "Handreichung für schulpraktische Fragen" weist die Konferenz darauf hin, dass das Tragen von Kopftüchern in Schulordnungen nicht untersagt werden könne, aber vor der Pubertät religiös auch nicht geboten sein. Sollte es Konflikte beim Sport- und Schwimmunterricht geben, dann sei nach Geschlechtern getrennter Unterricht sinnvoll.

"Übereinstimmung" besteht auch darin, dass islamischer Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach in deutscher Sprache an öffentlichen Schulen eingeführt wird. Allerdings fehlen dafür noch die rechtlichen Grundlagen. Daher soll die Islamkonferenz in der nächsten Legislaturperiode fortgesetzt werden. "Viele Ergebnisse zu praktischen Fragen stehen noch aus", räumt auch Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) ein. So müsse man sich noch stärker mit den Themen Moscheebau, oder Imamausbildung befassen.

Thema des letzten Treffens war auch eine vom Innenministerium in Auftrag gegebene Studie über Muslime in Deutschland, die Überraschendes zu Tage förderte. In Deutschland leben mehr Muslime, als bisher angenommen - nämlich vier Millionen, was einem Bevölkerungsanteil von fünf Prozent entspricht. 2,5 Millionen davon haben türkische Wurzeln. Besser als gedacht funktioniert auch die soziale Integration. Mehr als die Hälfte der Muslime sind Mitglieder in einem deutschen Verein. In muslimischen Verbänden hingegen engagieren sich nur 20 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. (Birgit Baumann, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Juni 2009)