Krumpendorf - Zu heftigen Diskussionen ist es Mittwochabend im Rahmen eines Informationsabends für Anleger der Kärntner AvW Invest in einem Hotel in Krumpendorf gekommen. Die Anlageranwälte Andreas Pascher und Werner Schostal - sie hatten zu der Veranstaltung in unmittelbarer Nähe zum AvW-Firmensitz geladen - bekräftigten ihre Forderung nach einer Betriebsschließung und der Verwertung der Immobilien des angeschlagenen Finanzdienstleisters. AvW-Vorstandsmitglied Arnulf Komposch widersprach heftig, musste sich aber auch heftige Kritik von rund 70 versammelten Anlegern gefallen lassen.

"Es ist wichtig, dass der Betrieb nicht fortgeführt wird", sagte Rechtsanwalt Pascher. Der Immobilienbesitz der Firma - er ist laut Angaben der AvW etwa zehn Millionen Euro wert - müsse rasch veräußert werden, die Beteiligungen der AvW müssten wegen der aktuellen Finanzkrise allerdings gehalten werden, meinte der Jurist.

Hauptschuld an der Misere

Die AvW sei derzeit rund 100 Mio. Euro wert, erklärte Vorstandsmitglied Komposch. Vor Ausbruch der Krise waren es noch etwa 500 Mio. Euro. Komposch zeigte sich zuversichtlich, dass die Firma das aktuelle Tief in "zwei bis drei" Jahren überwinden könne. Zuallererst müsse allerdings das Verfahren gegen einen ehemaligen Prokuristen der AvW abgewartet werden, der nach Komposchs Meinung die Hauptschuld an der Misere trägt. "Es ist derzeit seitens der Anleger derzeit kontraproduktiv Zivilprozesse zu führen", meinte Komposch. Wer das tue, schädige das Unternehmen und damit letztlich auch die Genussscheinbesitzer.

Diese Argumente ließen die Anlegeranwälten allerdings nicht gelten. Sollte tatsächlich besagter Prokurist die Schuld an der Misere haben, hätte das innere Kontrollsystem der AvW kläglich versagt, meinte Rechtsanwalt Schostal.

Auch die versammelten Anleger zogen mit Komposch hart ins Gericht. Viele fühlen sich betrogen, da ihnen ihrer Meinung nach versprochen worden war, dass die AvW Genussscheine garantiert jederzeit zurückgekauft würde, was letztendlich jedoch nicht geschehen war. Für besonderen Unmut sorgte die Information, dass die angeschlagene Firma monatlich noch immer 1,4 Mio. Euro an Betriebsaufwand verbucht, was von Komposch allerdings bestritten wurde. (APA)