Manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass etwas nicht abgelehnt wird, weil es etwa schwierig durchzuführen ist oder zu wenige Leute erreicht. Nein, manchmal wird etwas abgelehnt, weil es neu ist.
So zum Beispiel die Zentralmatura. Immer gibt es etwas, was vorher noch erledigt werden muss, bevor man das neue System auf Schüler und Lehrer loslassen kann: Bildungsstandards erreichen, die Finanzen zur Verfügung stellen, das Werkl zum Laufen bringen. Aber: Das sind Dinge, die man nicht nur während der Einführung machen kann, sondern gerade dann machen muss. Denn wie sonst soll man draufkommen, ob es funktioniert?

Erste Tests an Schulen, die das Projekt Zentralmatura einmal ausprobieren, haben schon zu Ergebnissen geführt. Teilweise waren sogar Lehrer, die die Maturaaufgaben im Selbstversuch lösten, von der Fülle der Fragen überfordert. Doch teilweise trat genau das ein, was auch sonst bei der normalen Matura, wo Lehrer selbst über das Prüfungsgebiet entscheiden, passiert: Es gab gute und schlechte Ergebnisse.

Ein Vorteil dieser Matura ist, dass das Bildungssystem fairer wird und die Schüler danach wirklich ein Maturazeugnis in Händen halten, das auch etwas wert ist. Denn als Reifegeprüfter gehörte man bisher entweder zu denen, die die Fragen im Vornhinein wussten oder zu jenen, die in der Vorbereitungszeit Blut und Wasser geschwitzt haben - wo, bitte, ist hier die Vergleichbarkeit?

Doch wie wäre es mit einem anderen Zugang: Für einzelne Schulen wäre die Zentralmatura auch eine Möglichkeit, aus alten Vorurteilen und Mustern auszubrechen. Denn dann zeigt sich möglicherweise auch, dass verrufene Einrichtungen und deren Schülerinnen und Schüler zu guten Ergebnissen kommen können. Und um mal ein bisschen sozialutopisch zu sein: So mancher Zuwanderer der zweiten oder dritten Generation, der auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen hatte, kann nun beweisen, dass er genauso viel draufhat, wie Jugendliche aus privilegierten Familien und Schulen.

Die Lehrer übrigens könnten sich auch eines Vorurteils entledigen - den des bösen Prüfers. Sie könnten nun als Trainer gesehen werden - das wäre auch einmal ein neues Image. (Marijana Miljkovic, derStandard.at, 24. Juni 2009)