Eine unter 154

Im Arkadenhof der Universität Wien stehen 154 Steinbüsten. Alle davon sind Denkmäler zu Ehren männlicher Wissenschafter. Nur eine einzige Frau hat es bislang - wenn auch nur als übersehbares Täfelchen - geschafft, im Arkadenhof verewigt zu werden: Marie von Ebner-Eschenbach, die das Ehrendoktorat der Uni Wien erhielt.

Foto: Beatrice Frasl, Silvia Strasser

Kein Mangel an erinnerungswürdigen Frauen

Einige StudentInnen der Universität Wien fanden es "untragbar", dass die wissenschaftlichen Leistungen von Frauen immer wieder unter den Tisch gekehrt wurden und werden oder gar im Nachhinein Männern zugeschrieben werden - Lise Meitner ist hier nur eines von zahlreichen Beispielen. Sie entschlossen sich deshalb zu einer Aktion im Arkadenhof: Sie behangen die bärtigen, weißen Männer-Statuen mit Namensschildern von bedeutenden Wissenschafterinnen mit Bezug zur Universität Wien, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Grund für die Abwesenheit von Frauen-Statuen wohl nicht in einem Mangel an Wissenschafterinnen liegt.

Foto: Beatrice Frasl, Silvia Strasser

Frauenförderung nur Lippenbekenntnis

"Hoffentlich schaffen wir es, einige Leute zum Nachdenken darüber zu bringen, warum Frauen und ihre Leistungen in der Wissenschaft immer noch derart marginalisiert und diskriminiert werden", so die aktionistischen StudentInnen. "Und selbstverständlich ist der Hauptadressat dieser Aktion das Rektorat der Universität Wien, denn die Situation in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit, wie sie sich heute an der Universiät Wien darstellt, ist schlichtweg untragbar. Frauenförderung beschränkt sich in erster Linie auf Lippenbekenntnisse, denen selten tatsächliche Maßnahmen folgen. Nach wie vor liegt der Anteil an Professorinnen bei beschämenden und ärgerlichen 13,7 Prozent, während es unter den Studierenden einen Frauenanteil von über 60 Prozent gibt, und Studentinnen in der Regel auch schneller und mit besseren Noten studieren als ihre männlichen Kollegen. Und: Es gibt in Österreich keine einzige RektorIN."

Foto: Beatrice Frasl, Silvia Strasser

Hälfte der Uni den Frauen

Es sei mehr als höchste Zeit, dass gehandelt wird: "Als Studentinnen wollen wir mit unseren Hochschulabschlüssen auch tatsächlich etwas anfangen können - und zwar nicht weniger als unsere Kollegen. Wir wollen, dass die Leistungen von Frauen adequat gewürdigt werden! Und wir wollen uns nicht länger mit halbherzigen Lippenbekenntnissen zufrieden geben." Ihr Forderung: "Die Hälfte der Uni (und die Hälfte des Arkadenhofes) den Frauen!" (red)

Foto: Beatrice Frasl, Silvia Strasser