Auch Afghanistan wird wieder verstärkt bombardiert

montage: derStandard.at

Kabul - An den Razzien in mehreren Dörfern der Gebirgsregion um Kandahar waren nach Militärangaben rund 800 Soldaten der 82. Luftlandedivision sowie kleinere Bodentruppen beteiligt. Es handelt sich um die größte Offensive gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida und die radikalislamischen Taliban seit der "Operation Anaconda" vor einem Jahr.

Die in Afghanistan stationierten US-Streitkräfte erklärten, der Einsatz habe mit einem Luftangriff in der Nähe von Kandahar begonnen. Anlass sei eine Vielzahl von Geheimdienstberichten über verdächtige Aktivitäten rund um die ehemalige Taliban-Hochburg Kandahar, sagte Oberst Roger King. Es sei reiner Zufall, dass der Einsatz mit dem Beginn des Irakkriegs zusammenfalle. Aus Militärkreisen verlautete, die Geheimdienste hätten Funksprüche aus Höhlen in der Nähe der betroffenen Dörfer abgefangen.

Die Suchaktion konzentrierte sich auf den Bezirk Maruf, wo der Clan von Mullah Omar lebt, wie ein Sprecher der Provinzregierung in Kandahar erklärte. Die US-Truppen seien auf der Suche nach versprengten Taliban-Kämpfern. Bei einem ähnlichen Einsatz in der benachbarten Provinz Helmand vor einem Monat waren mehrere Verdächtige getötet und über 30 gefangen genommen worden.

Weitere Razzien fanden im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet statt. Nach US-Angaben gehen einige Verhaftungen der vergangenen Wochen auf Hinweise des im März verhafteten Khalid Sheikh Mohammed zurück. Das hochrangige Al-Kaida-Mitglied gilt als Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001.

Offenbar als Reaktion auf die US-Angriffe gegen Bagdad wurde am Donnerstag auf einer islamistischen Internet-Seite eine Erklärung veröffentlicht, die dem obersten Chef der afghanischen Taliban zugeschrieben wird. In der Botschaft, deren Authentizität nicht zu überprüfen ist, appelliert Mullah Omar an die Iraker, den Djihad nicht zur Verteidigung der in Bagdad herrschenden Baath-Partei oder des Regimes zu führen, sondern "um das Wort Gottes auf der Erde zu verbreiten".

Gespalten

Die afghanische Regierung hat den Krieg gegen den Irak gebilligt, während der oberste Richter des Landes ihn verurteilte. Das Regime müsse beseitigt werden, aber nicht durch einen ungerechtfertigten Krieg gegen die muslimische Bevölkerung, sagte Richter Fasil Ahmed Manawi. Aus dem Außenministerium verlautete dagegen: Da Saddam die UN-Forderungen nicht erfüllt habe, sei der Krieg gerechtfertigt. Der Irak dürfe aber nicht geteilt werden. (Reuters, AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 21.3.2003)