Rio de Janeiro / Wien - Im Fall der vierjährigen Sophie Z., die vergangenen Freitag in Rio de Janeiro verstorben ist, wiesen österreichische Behörden am Dienstag die Kritik der Großmutter Vera Z. zurück, es sei in dem Fall nicht genug getan worden. Wie berichtet, ist die Tochter eines Österreichers und einer Brasilianerin vor rund zwei Wochen mit schweren Verletzungen am ganzen Körper in ein Spital in Rio eingeliefert worden.

Zeichen von schwerer Misshandlung

Nach Angaben der zu dem Zeitpunkt obsorgeberechtigten Tante des Mädchens sei Sophie Z. im Badezimmer gestürzt. Die Hämatome, Knochenbrüche und ihr abgemagerter Zustand weisen aber auf schwere Misshandlungen hin. Brasilianischen Medienberichten zufolge sollen Nachbarn den schlechten Zustand des Kindes bemerkt und dieses ins Krankenhaus gebracht haben.

Zwölf Jahre Haft drohen

Sophies Vater, Sascha Z., kämpfte seit eineinhalb Jahren in Brasilien um das Sorgerecht für das Mädchen und dessen zwölfjährigen Bruder Raphael Z. Die Mutter der Kinder, die psychisch krank sein soll, hatte die beiden nach ihrer Scheidung von dem Österreicher mit nach Rio genommen. Dort waren sie in die Obhut ihrer Tante gekommen. Die in ärmlichen Verhältnissen lebende Frau wird nun mit ihrer leiblichen erwachsenen Tochter der Misshandlung mit Todesfolge verdächtigt. Dafür drohen in Brasilien bis zu zwölf Jahre Haft.

"Ständig in Kontakt"

Sophies in Wien lebende Großmutter hatte dem Standard gesagt, es sei aus ihrer Sicht von österreichischer Seite zu wenig Druck auf brasilianische Behörden ausgeübt worden, um das Obsorgeverfahren, das der Vater der Kinder in Rio angestrebt hatte, zu beschleunigen.

Ministerium: Kein Einmischen in laufendes Obsorgeverfahren möglich

Vom Außenministerium heißt es dazu, man "verstehe die Sorge der Großmutter, wir wissen aber auch, dass ihr Sohn immer mit unserer Arbeit zufrieden gewesen ist". In das laufende Obsorgeverfahren könne man sich zudem nicht einmischen und lediglich versuchen, es zu beschleunigen. Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte, man habe "stets das Angebot, Druck zu machen und Hilfe zu leisten" aufrechterhalten und sei "ständig in Kontakt" mit dem Vater der Kinder gewesen. Vorrangiges Ziel sei nun, den zwölfjährigen Raphael so schnell wie möglich nach Österreich zu holen.

"So viel ich weiß, ist es sehr wahrscheinlich, dass mein Sohn den Buben jetzt zu sich holen kann", sagte Vera Z. In Österreich hat der Mann seit Juli 2008 das vorläufige Sorgerecht für die Kinder. Deren leibliche Mutter war monatelang verschollen gewesen, ist brasilianischen Medienberichten zufolge aber wieder aufgetaucht und wird von der Polizei befragt. (Gudrun Springer, DER STANDARD Print-Ausgabe, 24.06.2009)