Wien - Vor der Finanzkrise hat die Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa von den steigenden Exporten und den ausländischen Direktinvestitionen profitiert, der Mittelzufluss hat zu steigenden Investitionen im Inland geführt. Jene Länder (etwa die baltischen Staaten), deren Investitionen hauptsächlich durch fremdes Kapital finanziert wurden, kämpfen nun aber mit größer werdenden Löchern in der Leistungsbilanz. "Wie stark die Länder leiden, hängt von den Staatsfinanzen und dem Level der ausländischen Direktinvestitionen ab", erklärt Juraj Kotian, Co-Head vom Team für makroökonimische Analysen für CEE der Erste Bank.

In Lettland und Litauen decken die ausländischen Direktinvestitionen laut Kotian nur rund ein Drittel des Leistungsbilanz-Defizits. Durch die dramatisch steigende Auslandsverschuldung drohen diesen Volkswirtschaften aber Kapitalabflüsse. Aus den Problemen etwa in Lettland erwartet Kotian keinen Dominoeffekt auf die gesamte CEE-Region. "Das Land ist ein Ausreißer und was für ein Land gilt, muss nicht viel für eine ganze Region heißen", hält Kotian fest.

Kurzfristig erwartet Kotian für Osteuropa zwar negative Effekte, langfristig glaubt der Analyst aber an eine positive Entwicklung der Region. Durch ein konkurrenzfähiges Wirtschaften werden die CEE-Länder immer weniger ausländisches Kapital brauchen, um ihre Finanzlücken zu finanzieren. (bpf, DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2009)