Wien - Das Gewässer-Bakterium Polynucleobacter necessarius zählt zu den "fauleren" Bakterienarten. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, hat sicher der Mikroorganismus in praktisch allen Weltregionen behaupten können. Wissenschafter des Instituts für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Mondsee haben die auf allen Kontinenten vorkommende Mikroben-Art in einem groß angelegten Projekt mit Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF in praktisch allen Typen von Süßgewässern gefunden.

Polynucleobacter necessarius gilt als echter Faulpelz ohne besonderen Bewegungsdrang, "der nur im Wasser herumhängt", wie Projektleiter Martin Hahn erklärte. In Sachen Ernährung haben sich die Bakterien auf sogenannten Huminstoffe spezialisiert, ein Mix aus schwer abbaubaren Substanzen, der sich vor allem in moorigen Gewässern durch die rot-braune Farbe bemerkbar macht.

Aber auch dabei überlassen die Mikroorganismen die Hauptarbeit der Sonne. Genau gesagt der UV-Strahlung, welche die großen Moleküle der Huminstoffe in immer kleinere Substanzen zerlegt. Sind die Happen für Polynucleobacter necessarius gerade passend, schlägt er zu. Etwa Acetate - Bestandteile der Essigsäure - gehören zu den Lieblingsspeisen der Bakterien.

Einfache Genetik

Mit rund 2.000 Genen ist auch die Genetik der Mikroben eher einfach gestrickt. "Wahrscheinlich ist es gerade die Einfachheit, welche Polynucleobacter necessarius zum Erfolg verholfen hat", vermutet Hahn. Bei ihrem systematischen Screening in 160 Gewässern haben die ÖAW-Forscher den Organismen überall gefunden, in sauren Moorseen und kalten Gebirgsseen ebenso wie in Pfützen auf Forstwegen.

Die Bakterien sind nicht nur weit verbreitet, in speziellen Gewässern können sie auch das Kommando übernehmen. In kleinen Gewässern mit einem hohen Anteil von Huminstoffen wurden teilweise mehr als eine Milliarde Polynucleobacter necessarius je Liter Wasser gefunden, was bis zu 67 Prozent aller vorhandenen Organismen entsprach.

Unterarten

Im Zuge der genetischen Analysen haben die Forscher doch Unterschiede innerhalb der Bakterienart in Form bestimmter Genotypen gefunden, wobei diese Untergruppen klare Präferenzen für bestimmte Lebensräume zeigten. Eine versuchsweise umgesetzte Unterart der Mikroorganismen aus einem Moortümpel in einen Gartenteich war nach einer Woche verschwunden.

Auch ein typischer Alpenbewohner kristallisiere sich heraus. Diese Variante von Polynucleobacter necessarius ist auf einen hohen Gehalt an Huminstoffen spezialisiert und verträgt tägliche Temperaturschwankungen von bis zu 20 Grad. Solche Verhältnisse sind etwa in kleinen Moortümpeln gegeben. (red/APA)