Paris - Die Hoffnung auf ein baldiges Ende der zermürbenden Sucharbeiten nach dem Wrack von Air-France-Unglücksflug 447 währte nur wenige Stunden. Um 11.51 Uhr am Dienstagvormittag verschickten die französischen Flugunfallermittler eine E-Mail, die keine Zweifel daran ließ, dass von der am Pfingstmontag in den Atlantik gestürzten Airbus-Maschine weiter jede Spur fehlt.

"Keinerlei Signale von den Flugschreibern sind zum jetzigen Zeitpunkt bestätigt", hieß es dort knapp. Und auch der Kapitän des französischen Forschungsschiffes "Pourquoi Pas?", Philippe Guillemet, konnte keine besseren Nachrichten vermelden. "Ich bedauere, dass es nicht stimmt, was man in der "Monde" lesen konnte", sagte Guillemet. "Ich weiß nicht, wo das herkommt."

Die französische Tageszeitung "Le Monde", eigentlich nicht für vorschnelle Informationen bekannt, hatte am frühen Dienstagvormittag für die Aufregung gesorgt. Etwa drei Wochen nach dem Absturz der Air-France-Maschine meldete sie auf ihrer Website, dass erste schwache Signale der Flugschreiber empfangen worden seien. Das französische Forschungs-U-Boot "Nautile" sei getaucht, um die Geräte zu suchen, hieß es. Es schien, als könnten die Ermittlungen der Absturzursache endlich ein großes Stück vorankommen.

Auch für die Angehörigen der 228 Opfer wäre das eine wichtige Nachricht gewesen. Ein Großteil von ihnen hofft noch immer darauf, dass sie irgendwann einen Leichnam beerdigen werden können. Erst 50 Opfer sind aus den Fluten des Atlantik geborgen worden.

Doch die Hoffnungen waren umsonst. "Le Monde" hatte vermutlich das gemacht, wovor die französischen Flugunfallermittler seit dem Beginn der Untersuchungen warnen: Eine wage Vermutung zur Realität erklärt. In den vergangenen Wochen war das oft passiert. Tagelang wurde von manchen Medien berichtet, dass wahrscheinlich vereiste Pitot-Sonden zur Geschwindigkeitsmessung am Absturz schuld seien. Dementi von allen Seiten halfen zunächst nicht. Auch die These eines Anschlags kam immer wieder auf. Zuletzt wurde spekuliert, es könnte einen Defekt am Wassersystem gegeben haben. Flüssigkeit sei ausgelaufen und bei Temperaturen von etwa 50 Grad minus gefroren. Das habe dann zu Materialschäden geführt.

Ohne Wrack und Flugschreiber wird es möglicherweise nie Gewissheit geben. "Wir sind immer noch in der Phase der Suche", stellte Forschungsschiff-Kapitän Guillemet am Dienstag fest. "Wir empfangen akustische Wellen, aber leider gibt es bisher nichts Handfestes." Man müsse alle Daten analysieren. "Eine Falschmeldung ist umgelaufen."

Für die Suche nach den Flugschreibern in dem mehr als 1,200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste gelegenen Seegebiet bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Geräte können in der Regel nur etwa eine Monat Signale senden. Hinzu kommt, dass sie wahrscheinlich mehrere tausend Meter tief im Atlantik liegen.(APA/dpa)